Adidas trotzt Fußballskandalen und peilt 2016 neuen Rekord an
Europas größter Sportartikelkonzern Adidas präsentiert starke Zahlen für seine Geschäfte mit Turnschuhen, Trikots und Co. Von der Affäre um den DFB und die Heim-WM 2006 oder dem FIFA-Skandal sieht sich der potente Sponsor der beiden großen Sportverbände nicht betroffen.
Herzogenaurach (dpa) - Trotz aller Skandale bei den großen Fußballverbänden hat Europas größter Sportartikelkonzern Adidas seine Prognose für das laufende Jahr angehoben.
Grund ist ein starker Jahresendspurt. Zudem gaben gute Geschäfte in China, den USA und Westeuropa den Franken im dritten Quartal weiter Aufwind - und das, obwohl das Image des Konzerns zumindest in der Bundesrepublik angekratzt ist. Als jahrzehntelanger Sponsor des Fußball-Weltverbandes FIFA und des DFB - der zurzeit mitten in einer Affäre um ominöse Zahlungen vor der Heim-WM 2006 steckt - sieht sich auch Adidas öffentlicher Kritik ausgesetzt.
Die Erlöse kletterten nach Firmenangaben vom Donnerstag um 17,7 Prozent auf 4,76 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis stieg um 26,5 Prozent auf 505 Millionen, der Gewinn lag unter dem Strich bei 314 Millionen Euro. Die Börse reagierte erfreut - mit einem Plus von mehr als 8 Prozent waren Adidas-Aktien am Nachmittag der Top-Wert im Dax.
Neben einem starken Wachstum bei der Hausmarke Adidas trug auch die robuste Entwicklung der Fitness-Tochter Reebok dazu bei. Die Einkünfte aus dem Fußballgeschäft wuchsen laut Vorstandschef Herbert Hainer im zweistelligen Bereich, was auch den neuen Ausrüsterverträgen mit den Fußball-Spitzenteams Juventus Turin und Manchester United zu verdanken sei. Mit Blick auf die Fußball-EM und die Olympischen Sommerspiele 2016 sagte Hainer, das kommende Geschäftsjahr solle für Adidas zu einem weiteren Rekordjahr werden.
Zudem hob Adidas auch seine Prognose für das Gesamtjahr an. Der bereinigte Gewinn aus fortgeführtem Geschäft werde nun um rund 10 Prozent zulegen. Der Umsatz dürfte währungsbereinigt im hohen einstelligen Prozentbereich steigen. Bislang hatte Adidas mit einem Gewinnzuwachs von 7 bis 10 Prozent und einem Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet.
Während die Geschäfte in Westeuropa und Nordamerika brummen, bereitet dem Konzern das Russland-Geschäft weiter Kummer. Dort litt Adidas weiter unter dem Währungsverfall und schloss zuletzt wieder mehrere Läden. Die schwächelnde Konjunktur Chinas scheint dagegen nicht auf die Sportartikelindustrie abzufärben: Nach Weltmarktführer Nike berichtete nun auch Adidas von starken Umsätzen in dem Land.
Bei der zuletzt wegen dem weltweiten Einbruch des Golfmarkts stark angeschlagenen Golf-Tochter Taylormade stieg der Umsatz zwar wieder. Um eine agilere Organisation zu schaffen, sollen aber bis Ende des Jahres 14 Prozent der Mitarbeiter ihre Jobs verlieren.
Von dem Korruptionsskandal bei der FIFA und der Affäre um die WM 2006 will sich Adidas nicht aus dem Tritt bringen lassen. Auch wenn die Franken als potenter Partner seit vielen Jahren an der Seite der großen Fußballverbände stehen, seien weder die Marke Adidas noch die Geschäfte davon betroffen, sagte Hainer.
Im FIFA-Fall hat Adidas - im Gegensatz zu anderen Sponsoren - bisher nicht den äußerst umstrittenen Präsidenten Sepp Blatter zum Rücktritt aufgefordert. In der WM-Affäre gilt der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus als Schlüsselfigur. Das hat nichts mit Adidas zu tun. Robert Louis-Dreyfus hat sein privates Geld zur Verfügung gestellt, als er schon nicht mehr bei Adidas war, sagte Hainer dazu. Die Frage, wohin eine ominöse Zahlung des in Höhe von 6,7 Millionen Euro des 2009 gestorbenen Franzosen genau geflossen ist, steht seit Wochen im Zentrum des gesamten Skandals und ist weiter ungeklärt. Zum Zeitpunkt der Überweisung 2002 war Louis-Dreyfus nicht mehr Chef des Sportartikelherstellers.