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Lebensqualität Die total vernetzte Stadt der Zukunft

Die Stadt der Zukunft soll intelligent und lebenswert sein. Die Auswertung von Daten vernetzter Technik spielt dabei eine große Rolle.

Von Jenny Tobien 26.02.2016, 23:01

Barcelona (dpa) l Weltweit werden einem Uno-Bericht zufolge 2050 etwa zwei Drittel der Menschen in Städten leben, 2014 waren es etwas mehr als 50 Prozent. Vor diesem Hintergrund machen sich Experten Gedanken über die sogenannten Smart Cities.

„Prinzipiell geht es darum, die Lebensqualität zu steigern und Städte intelligenter zu machen, indem wichtige Teilbereiche wie etwa Umwelt, Energie und Verkehr klug vernetzt werden“, sagt Matthias Flügge. Er setzt sich bei Fraunhofer Fokus, einem Institut für offene Kommunikationssysteme, in Berlin intensiv mit dem Thema auseinander.

Beispiel Mobilität: Bisher wurden einzelne Elemente, vom Auto über den Bus bis zum Fahrrad, getrennt betrachtet. Heute können Daten kombiniert und etwa mit Messungen zur Schadstoffbelastung ergänzt werden. Werden diese Angaben intelligent ausgewertet, gehe es längst nicht mehr nur um die Frage, wie man am schnellsten von A nach B komme, sagt Flügge. „Ich kann eine besonders sichere Route fahren oder eine besonders umweltbewusste – oder Zonen meiden, in denen die Schadstoffbelastung hoch ist.“

Ein Beispiel einer Smart City ist Barcelona, wo derzeit der Mobile World Congress stattfindet. Parks von Barcelona sind mit intelligenten Bewässerungssystemen ausgerüstet. Sensoren messen die Feuchtigkeit im Boden. Die Gärtner analysieren die Informationen auch zusammen mit Wetterdaten, um nicht unnötig Wasser zu verbrauchen.

„Das ist aber noch lange nicht alles“, sagt Francisco Rodriguez Jiménez, Smart-City-Experte aus Barcelona. Auf der Straße geben Sensoren Auskunft über die Auslastung von Parkplätzen. Und die Müllabfuhr bekommt mit Hilfe von Datenlesern einen Überblick, welche Tonnen geleert werden müssen. Darüber hinaus habe Barcelona die beste öffentliche WLAN-Ausstattung in ganz Spanien. 700 Hotspots stünden bereit, um die Einwohner und Millionen Touristen mit Internet zu versorgen.

Flügge glaubt, dass sich Städte auf ihrem Weg zu einer Smart City davon verabschieden müssen, jedes Problem selber lösen zu wollen. Sie müssten stattdessen „eine Plattform bieten, auf der Dritte neue Dinge ausprobieren und intelligente Anwendungen entwickeln können“. Die Behörden säßen auf Bergen öffentlicher Informationen wie Statistiken, Haushaltsdaten oder Echtzeitdaten von Messstationen. Mittlerweile haben mehrere deutsche Städte ein sogenanntes Open-Data-Portal, wo sie Daten zugänglich machen.

Während sich manche Städte den neuen Anforderungen anpassen, werden andere gleich ganz am Reißbrett entworfen. So kündigte Indien an, 100 Smart Cities bauen zu wollen. In Abu Dhabi entsteht die „Ökostadt“ Masdar, in der rund 50  000 Menschen komplett von erneuerbaren Energien versorgt werden sollen. Autos soll es nicht geben, dafür ein optimiertes Nahverkehrssystem. Und in Südkorea wächst die Planstadt Songdo – mit multifunktionellen Chipkarten für Bewohner, allgegenwärtigen Kameras und Komplettvernetzung.

Kritiker warnen vor Cyberangriffen. So könnten Systeme, über die die gesamte Stromversorgung oder der komplette Nahverkehr laufen, von Hackern manipuliert werden.