Schüler in der Firma Mathe, Physik und schweres Gerät
Berufsfindungstag in Sachsen-Anhalt: Für Berufe wie Altenpfleger und Mechatroniker gibt es etliche Ausbildungsplätze - und Interessenten.
Magdeburg/Altenweddingen l 23 Computer sind in der großen Landmaschine verbaut, erklärt Silvio Krüger vom Landmaschinenvertrieb Altenweddingen (Landkreis Börde). Der Mechaniker repariert den Motor des Schneidewerks, einer Maschine, die die Spreu vom Getreide trennt.
Philipp Döbler und Nick Luthe staunen über so viel Technik, als sie unter die Motorhaube des tonnenschweren Gefährts schauen. Die beiden 13-Jährigen sind zum Tag der Berufe in dem Betrieb im Landkreis Börde zu Besuch. Ihr Wunschberuf: Land- und Baumaschinenmechatroniker. „Fürs Schrauben“ interessiert sich Nick Luthe, aber genauso wichtig sind für den Ausbildungsberuf Elektronik- und Computerkenntnisse. Seit ein paar Jahren trägt der Beruf deswegen statt Mechaniker den Zusatz Mechatroniker.
Für diesen Job sind gute Mathe- und Physiknoten auf Realschulniveau Voraussetzung, sagt Sabine Breyer. Für die Ausbildungsleiterin des Altenweddinger Betriebes ist außerdem die Englischnote wichtig. „Unser Partner John Deere ist ein amerikanisches Unternehmen“, sagt Breyer. Die Jungen nicken. „Ich wusste schon, dass man nicht der Schlechteste sein kann in der Schule“, sagt Philipp Döbler. Auch Nick Luthe versucht, die Noten in den naturwissenschaftlichen Fächer zu verbessern. Aufs Dreckigmachen im Traumberuf sind beide vorbereitet, sagen sie.
Nicht Mathe und Physik, sondern Bio und Deutsch sind für Pflegeheimleiterin Ines Janzikowski aus Magdeburg besonders wichtig. Auszubildende im Beruf Altenpfleger brauchen ebenfalls gute Englischkenntnisse, um in Zukunft Menschen verschiedener Herkunft zu pflegen.
Sieben Mädchen informierten sich am Tag der Berufe gestern im Magdeburger Pflegeheim „Olvenstedter Chaussee“. Von Windelbergen und großen Badewannen zum Waschen der Bewohner waren sie ein wenig eingeschüchtert. Interesse am Beruf zeigten aber auch sie.
„Ich möchte in einen sozialen Beruf”, sagt Anne Rusche. Die 14-Jährige hat schon in einem Kindergarten und in einer Grundschule Praktika gemacht. Das Pflegeheim findet sie ein bisschen so ähnlich. „Nur, dass man sich hier halt um alte Menschen kümmert.“
Linda Teichmann, ebenfalls aus der achten Klasse der Sekundarschule Wilhelm Weitling in Magdeburg, ist zum dritten Mal auf einem Berufsinformationstag in dem Pflegeheim. Klassenkameradin Mara Vollert findet noch einen Vorteil. „Es ist hier nicht so laut wie in einem Kindergarten.”
Ein guter Realschulabschluss sei Pflicht, um zum Beispiel Medikamentenkunde zu verstehen, erläutert Heimleiterin Ines Janzikowski. „Schlecht ist, wenn man es wegen eines schlechten Abschlusszeugnisses als Altenpfleger versucht.“ Tatsächlich verlassen ein bis zwei Auszubildende den Betrieb jedes Jahr wieder. Die einen haben Probleme in der Berufsschule, die anderen haben Probleme mit dem Schichtdienst, nennt die Heimleiterin Gründe, warum viele ihrer Azubis die Ausbildung abbrechen.
Sowohl der Landmaschinenvertrieb als auch das Pflegeheim „Olvenstedter Chaussee“ laden häufig Schüler ein und präsentieren ihre Ausbildungsberufe auf Messen. Weil Bewerber knapp sind, müssten Unternehmen heutzutage für sich werben, sagt Kristian Veil, Pressesprecher der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt-Thüringen. „Wir haben keinen Stellenmarkt, sondern angesichts stagnierender Schülerzahlen einen Bewerbermarkt.“