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Waschmittelwerk Olaf Thiele: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“

Was hat Khodayar Alambeigi mit dem Waschmittelwerk Genthin vor? Seit Monaten sucht der Iraner nach einem Investor für den Standort.

02.08.2015, 23:01

Genthin l Der Pförtner muss es wissen. Seit mehreren Wochen öffnet der Herr von der Wache am Eingang des Waschmittelwerks Männern im Anzug das Tor. In unregelmäßigen Abständen kommen Interessenten vorbei, schauen sich den Standort und die Produktionsanlagen an. „Es gibt viele Gespräche“, bestätigt der Bürgermeister der Stadt Genthin, Thomas Barz (parteilos). „Wir haben in der vergangenen Woche zwei Anfragen von namhaften Investoren erhalten, die wir an den Insolvenzverwalter vermittelt haben“, sagt Barz.

Peter Minuth ist der Insolvenzverwalter, der die Nachrichten von Barz erhält. Der Rechtsanwalt arbeitet für die Kanzlei Piepenburg–Gerling mit Sitz in Düsseldorf. Nach der Insolvenz der Betreibergesellschaften Gemini und Luhns hat er die Verwaltung der Standorte übernommen – auch in Genthin. Mitte Juli hat sich Minuth selbst einen Blick vom Waschmittelwerk gemacht und dort auch mit Politikern, Gewerkschaftsvertretern und dem Betriebsrat gesprochen.

Doch Minuth hat auf den Verkaufsprozess kaum Einfluss. Eigentümer des Waschmittelwerks ist nach wie vor die Gemini-Holding mit Sitz in der Schweiz. Khodayar Alambeigi hält mit seinem Bruder wesentliche Anteile an der Gesellschaft. Alambeigi ist es auch, der die Investoren aus aller Welt nach Genthin lockt. Zuletzt sollen Inder im Werk gesichtet worden sein. Dem Iraner werden weltweit beste Kontakte nachgesagt. Dennoch ist der Verkaufsprozess undurchsichtig. Betriebsrat und Politiker am Standort werden kaum von Alambeigi informiert. „Das Werk ist noch nicht geschlossen. So lange das nicht passiert ist, glauben wir an eine Rettung. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Olaf Thiele, der Chef des Betriebsrats.

Alambeigi fährt eine zweigeteilte Strategie. Auch das dürfte den Prozess nicht beschleunigen. Denkbar ist eine Veräußerung des kompletten Waschmittelwerks, aber auch einzelner Produktionsbereiche.

Im Waschmittelwerk Genthin wurden neben Tensiden für Waschmittel auch Consumer Products wie Deos oder Duschgels für Handelsmarken hergestellt. Die Verhandlungen zwischen Alambeigi und interessierten Käufern gestalten sich zäh. Der Iraner, der im April für mehrere Wochen in Untersuchungshaft saß, soll seine Forderungen allerdings schon gesenkt haben.

Dass der Geschäftsmann verkaufen will, hat er bereits an zwei anderen ehemaligen Gemini-Standorten bewiesen. Die Werke in Düren und Greven haben neuen Investoren (siehe Infokasten). Alambeigi kämpft dabei auch mit den Lasten seiner eigenen Vergangenheit. Seit mehreren Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen ihn und seinen Bruder Zolfaghar. Der Vorwurf: Die beiden Männer sollen während ihrer Zeit als Chefs des Chemiekonzerns Hansa Group Bilanzen gefälscht haben. So sollen sie sich illegal Kredite und auch Fördermittel beschafft haben. Bei den meisten seriösen Geschäftsmännern dürften derlei Aktivitäten kein Wohlbefinden auslösen.

Der Genthiner Bürgermeister Thomas Barz rechnet trotzdem damit, dass bald eine Lösung gefunden wird: „Ich gehe davon aus, dass es im Waschmittelwerk weitergeht. Die Aufträge waren vor der Insolvenz da. Der Standort hat funktioniert“, so Barz. Zudem sei viel Geld in das Werk geflossen. Erst 2012 ging eine neue Tensid-Anlage in Betrieb, in die 50 Millionen Euro investiert wurden.

Mit einer Holding in der Schweiz hatten Khodayar und Zolfaghar Alambeigi im November 2014 die Standorte der Hansa Group aufgekauft, nachdem die Brüder mit dem Chemiekonzern aus Duisburg pleitegegangen waren. Im Mai erklärten die Genthiner Betriebgesellschaften Gemini und Luhns ihre Zahlungsunfähigkeit. Die Holding der Alambeigis war davon allerdings nicht betroffen.