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Corona-Krise Papierfabriken sind voll ausgelastet

In der Corona-Krise laufen die Maschinen der großen Papierwerke in Sachsen-Anhalt auf Hochtouren.

Von Massimo Rogacki 20.04.2020, 01:01

Arneburg/Leuna l Toilettenpapier ist und bleibt in Corona-Zeiten begehrt. Seit Ende Februar ordert der Handel in rauen Mengen, vielerorts leeren sich die Regale in Supermärkten oder Drogerien aber noch immer schneller, als den Mitarbeitern lieb ist. Die Nachfrage bleibt hoch - viel Arbeit für die Hersteller. So auch in einem der größten Papierwerke in Deutschland in Arneburg (Landkreis Stendal).

Die italienische Firma Sofidel produziert dort Küchenpapier, Toilettenpapier und Taschentücher. Verlassen unter normalen Umständen 1700 Tonnen dieser Papiersorten pro Woche das Werk, waren es zu Hochzeiten zwischenzeitlich 3000 Tonnen, sagt Werkleiter Stefan Müller. 23.000 statt 13.000 Paletten pro Woche. Wie ist das zu schaffen? Um der Nachfrage standzuhalten, wurde die Produktion auf Vollauslastung hochgefahren, sagt Müller. Geplant sei das ohnehin gewesen. Der Schritt wurde in den vergangenen Wochen kurzerhand vorgezogen, weil die Abnehmer wie wild bestellten. Eine weitere Steigerung, die ist nicht mehr möglich.

Positiv: Die Lieferketten funktionieren, obwohl auch große Mengen Rohpapier aus dem von Corona besonders betroffenen Italien kommen. Zeitweise musste der Lieferverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden, Spediteure verlangten Sonderprämien. „Alles in allem waren das lösbare Probleme“, sagt Müller.

Im Werk in Arneburg arbeiten rund 360 Mitarbeiter. Das Unternehmen Sofidel ist die Nummer zwei unter den Produzenten in Europa. Mit den Produkten rund um die Marke Regina und Werken in mehreren europäischen Ländern fährt der Konzern einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro im Jahr ein. Getoppt wird das nur vom schwedischen Marktführer Essity mit 12,2 Milliarden Euro Umsatz.

Auf Rang drei der größten Hersteller in Europa folgt Wepa mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Hauptsitz ist Arnsberg (Nordrhein-Westfalen). Eines von 13 Werken im europäischen Netz befindet sich in Leuna (Saalekreis). 215 Beschäftigte arbeiten am Standort. Aufgrund der gestiegenen Abverkäufe im Handel seien auch dort die Auftragseingänge deutlich nach oben gegangen, sagt Werkleiter Lars-Helge Peters.

Produziert wird dort wie auch im Werk der Konkurrenz in Arneburg an sieben Tagen in der Woche. Rund um die Uhr. Um die maximale Versorgung mit Produkten wie Toiletten- und Küchenpapier sicherzustellen, konzentriere man sich derzeit auf die Produktion von Standardartikeln. So wird etwa auf individuelle Prägungen verzichtet. Die Produkte werden überwiegend als Handelsmarken an den europäischen Einzelhandel vertrieben. Papier von Wepa geht aber auch an den Fachhandel. Bedient werden Industrie, Büros, Einrichtungen im Gesundheitswesen. Bei Wepa geht man davon aus, das die Nachfrage zeitnah nachlässt.

Auch im Papierwerk in Arneburg sieht es so aus, als sei der Gipfel der Nachfrage überschritten. Zu weit aus dem Fenster möchte sich Müller aber nicht lehnen. So lange die Krise anhält, werden Abteilungen weiter auseinandergehalten und wie derzeit fast überall üblich verschärfte Hygienevorschriften umgesetzt. Das Werk wäre in jedem Fall gewappnet für den Fall, dass sich die Regale in Supermärkten und Drogerien wieder schneller leeren.