Fachkräftemangel Tausende Stellen in Baubranche unbesetzt
Bauingenieur, Polier oder Vorarbeiter. Beim Bau fehlen in Sachsen und Sachsen-Anhalt Tausende Fachkräfte.
Leipzig (dpa) l Den Bauunternehmen in Sachsen und Sachsen-Anhalt gehen die Fachkräfte aus. Nach Angaben Bauindustrieverbandes in Leipzig sind derzeit in Sachsen rund 3700 Stellen und in Sachsen-Anhalt 1900 Stellen im Bauhaupt- und Baunebengewerbe nicht besetzt. "Wenn Aufträge aufgrund der fehlenden Ressourcen nicht angenommen werden können, wird der Fachkräftemangel zu einem ernstzunehmenden wirtschaftlichen Problem für die Bauunternehmen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Robert Momberg. Eine hohe Nachfrage bestünde unter anderen bei Polieren, Bauingenieuren und Vorarbeitern.
Die Entwicklung in den zurückliegenden Jahren zeige, dass immer mehr Stellen im Bauhaupt- und Baunebengewerbe unbesetzt blieben, so Momberg. Nach Verbandsberechnungen waren in Sachsen Ende Juni 2016 rund 2800 Stellen unbesetzt. Ein Jahr später waren es bereits 3300. In Sachsen-Anhalt waren Ende Juni 2016 demnach rund 1500 Stellen unbesetzt. Ein Jahr später lag die Zahl bei etwa 1800. Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts bei den gewerblichen Arbeitnehmern rechne er damit, dass bis zum Jahr 2026 jeder vierte Beschäftigte aus Altersgründen die Unternehmen verlassen wird.
Die Gründe für den Fachkräftemangel seien vielfältig, so Momberg. So kämpfe auch die Baubranche mit dem demografischen Wandel, der durch das Abwandern in andere Bundesländer in der Vergangenheit noch verstärkt worden sei. Außerdem seien viele Schulabgänger für eine Ausbildung nicht qualifiziert genug. Hinzu käme das Image der Branche, das verbesserungswürdig sei. Dabei könne sie mit sicheren Arbeitsplätzen, beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten und einer guten Bezahlung punkten.
Er rechne damit, dass im Ausbildungsjahr 2018 wieder viele Lehrstellen unbesetzt blieben, so Momberg. Wie viele es sein werden, könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorhergesagt werden. Die Bauwirtschaft in Sachsen und Sachsen-Anhalt müsse zunehmend für sich werben, um Nachwuchs aus den eigenen Regionen zu gewinnen. Eine Option bleibe, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen. "Doch die Erfahrungen der Bauunternehmen mit ausländischen Arbeitskräften sind aus ganz unterschiedlichen Gründen eher durchwachsen", so Momberg.
Zu dem Verband gehören in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin 300 Unternehmen. In diesen Ländern sind den Angaben zufolge im Bauhauptgewerbe 140.000 Menschen beschäftigt.