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Außenhandel Wirtschaft in der Ukraine am Boden

Magdeburgs IHK-Präsident ist erschüttert über die Lage im Land - auch wenn sich der Außenhandel stabilisiert hat.

26.04.2017, 23:01

Magdeburg l Trotz des Krieges in der Ukraine haben Sachsen-Anhalts Unternehmen im vergangenen Jahr wieder mehr Güter in das Krisenland exportiert. Wie die Magdeburger Industrie- und Handelskammer (IHK) am Mittwoch mitteilte, stieg der Wert der Ausfuhren im vergangenen Jahr von 50 auf 73 Millionen Euro. Doch IHK-Präsident Klaus Olbricht zeigte sich angesichts der Situation in dem Land erschüttert.

Er selbst unterhält mit seiner Barleber Elektromotoren- und Gerätebaufirma EMB seit vielen Jahren regelmäßig Geschäftskontakte in das Land, in den vergangenen Tagen empfing er als IHK-Präsident auch eine Delegation aus der Ukraine in Magdeburg. Die Entwicklung, sagt Olbricht, zeige dort nur in eine Richtung: „Nach unten“.

Viele Unternehmen hätten ihre Mitarbeiter inzwischen in Zwangsurlaub geschickt, die inoffizielle Arbeitslosenquote dürfte inzwischen bei 30 Prozent liegen, so Olbricht. Zudem würde jeder, der halbwegs gebildet ist, das Land verlassen. „1,5 Millionen Ukrainer sind bereits nach Polen gegangen, eine weitere Million nach Russland.“

Es sei nicht allein der Krieg, der für die Talfahrt der Wirtschaft verantwortlich sei. Sehr problematisch sei vor allem die sich ausbreitende Korruption. Manch einer habe gar kein Interesse daran, dass der Konflikt mit Russland beigelegt wird, weil dann die Waffengeschäfte zurückgehen würden. „Die lassen lieber die Wirtschaft krepieren“, so sein nüchternes Fazit.

Die Wirtschaft im Norden Sachsen-Anhalts entwickele sich dagegen stabil, das zeigten die jüngsten Ergebnisse der IHK-Konjunktur-Umfrage im ersten Quartal 2017. Rund 1000 Unternehmen wurden nach Angaben von Olbricht in den vergangenen Wochen zu ihrer geschäftlichen Situation und ihren Aussichten befragt.

Mit Blick auf den wachsenden Fachkräftemangel erklärte Olbricht, die hiesigen Unternehmen sollten sich noch stärker für ausländische Fachkräfte öffnen. „Manch einer könnte auch in der Ukraine fündig werden, denn viele sind gut gebildet und könnten die Betriebe hierzulande bereichern“, so Olbricht.