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Archäologie Tontafel gibt Mathematikern Rätsel auf

Australische Forscher haben das Rätsel um die irakische Tontafel gelöst: sie sei die älteste trigonometrische Tabelle der Welt.

25.08.2017, 23:01

Sydney (dpa) l Die Geheimnisse einer rätselhaften Tafel aus dem alten Babylonien, bringen Mathematiker seit Jahrzehnten ins Grübeln. Einer neuen Untersuchung australischer Forscher zufolge bergen die eingeritzten Zeichen Mathematik-Geschichte. Die rund 3700 Jahre alte Tontafel sei die älteste trigonometrische Tabelle der Welt, berichten Daniel Mansfield und Norman Wildberger im Journal „Historia Mathematica“.

Trigonometrie ist ein mathematisches Gebiet, in dem sich alles um Dreiecke dreht. Die Tafel könnte zum Planen von Palästen und zum Bau von Kanälen genutzt worden sein. Bisher galt der griechische Astronom Hipparchos, der im zweiten Jahrhundert vor Christus gelebt hat, nach Angaben der Forscher als Vater der Trigonometrie. Doch die Tontafel mit dem Namen Plimpton 322, die heute in einer Bibliothek der New Yorker Columbia University liegt, sei mehr als tausend Jahre älter. Entdeckt hat die alte Tontafel vor mehr als 100 Jahren der legendäre Archäologe Edgar Banks im heutigen Südirak.

Der Vorschlag der australischen Forscher ist laut Pieter Moree vom Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn allerdings nicht ganz neu. „Es gibt sehr viele Erklärungsansätze zu Plimpton 322.“ Die Deutung der Wissenschaftler sei nur eine Möglichkeit davon. Michael Joswig von der TU Berlin zufolge liegt der Wert der Arbeit vor allem in einer neuen These zur ursprünglichen Konstruktion der Tabelle. Die These erlaube einen Rückschluss auf die Teile der Tabelle, die heute fehlen. „Das ist sehr schlau überlegt“, sagt der Berliner Forscher. Speziell für den Mathematik-Unterricht in der Schule sei das ein interessanter Lehrstoff, fügt er an.

„Das große Mysterium war bisher ihr Zweck“, erläutert Daniel Mansfield, Studienautor der University of New South Wales. Die Erkenntnis, die Tafel könne zum Vermessen von Feldern benutzt worden sein, widerspräche der bisherigen Annahme, sie sei nur ein Hilfsmittel für Lehrer gewesen. Die australischen Forscher gehen noch weiter und sehen Computergrafiken als möglichen Anwendungsbereich.