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Ig-Nobelpreis Alligator mit Pieps-Stimme

Die schrillen Ig-Nobelpreise mit viel Klamauk sind längst Kult. Wegen Corona wurde die Gala erstmals im Internet abgehalten.

19.09.2020, 09:33

Boston (dpa) l Zehn wissenschaftliche Studien, die „erst zum Lachen und dann zum Denken anregen“ sollen, sind in den USA mit „Ig-Nobelpreisen“ ausgezeichnet worden (gesprochen „ignoble“, was übersetzt etwa unwürdig heißt). Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde die traditionell schrille Gala in der Nacht zum Freitag diesmal erstmals ausschließlich im Internet gefeiert. So bekamen unter anderem Wissenschaftler aus Kanada und den USA die Auszeichnung in der Kategorie Psychologie für die Entwicklung einer Methode, Narzissten anhand der Untersuchung ihrer Augenbrauen zu identifizieren.

Ein Forscher aus den USA bekam den Preis für die Sammlung von Beweisen dafür, dass Entomologen – Wissenschaftler, die Insekten erforschen - Angst vor Spinnen haben, die keine Insekten sind. Wissenschaftler aus Österreich, Schweden, Japan, den USA und der Schweiz bekamen eine Ehrung in der Kategorie Akustik dafür, dass sie einen weiblichen chinesischen Alligator dazu bewegen konnten, in einer mit Helium gefüllten luftdichten Kammer zu grölen. „Alligatoren klingen komisch, wenn sie einen Party-Ballon einatmen“, fassten die Forscher ihre Studie zusammen.

In der Kategorie Physik wurden Forscher aus Australien, der Ukraine, Frankreich, Italien, Deutschland, Großbritannien und Südafrika geehrt dafür, dass sie experimentell herausgefunden hatten, was mit einem lebenden Regenwurm passiert, wenn man seinen Körper mit hoher Frequenz vibrieren lässt. In der Kategorie Medizin ging der Spaßpreis an Forscher aus den Niederlanden und Belgien für die Diagnose eines bislang noch nicht erkannten medizinischen Befunds: Misophonia, der Verzweiflung beim Hören der Kau-Geräusche von anderen Menschen.

Wissenschaftler aus den USA und Großbritannien bekamen die Ehrung in der Kategorie Materialwissenschaften für den Nachweis, dass aus menschlichem Kot gemachte Messer nicht gut funktionieren. Ihre Video-Dankesreden hatten sie auf dem Klo sitzend aufgenommen.

In der Coronavirus-Pandemie ließen sich die Organisatoren der Spaßpreise auch einen politischen Seitenhieb nicht entgehen: So wurden die Staatsoberhäupter von Brasilien, Großbritannien, Indien, Mexiko, Belarus, den USA, der Türkei, Russland und Turkmenistan in der Kategorie Medizinische Bildung dafür ausgezeichnet, „dass sie die Coronavirus-Pandemie dafür genutzt haben, der Welt beizubringen, dass Politiker einen unmittelbareren Einfluss auf Leben und Tod haben können als Wissenschaftler und Ärzte“. Alle diese Staatsoberhäupter haben bisher die Bedeutung der Pandemie heruntergespielt.

„Wir hoffen, dass die Pandemie bis nächstes Jahr gezähmt ist und wir unsere 31. Verleihung wieder auf einer Bühne machen können“, sagte Moderator Marc Abrahams, Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu kurioser Forschung – bevor er die Gala wie immer mit seinen traditionellen Abschlussworten beendete: „Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!“