Kopfgeld Gegen Trump vereint

Die Trauerzeremonie für General Soleimani in Teheran wird zu einer großen anti-amerikanischen Kundgebung.

07.01.2020, 05:21

Teheran (dpa/js) l Es war ein Meer von Trauernden: Millionen Iraner haben nach Medienangaben in der Hauptstadt Teheran an der Trauerzeremonie für den bei einem US-Raketenangriff in Bagdad getöteten iranischen General Ghassem Soleimani teilgenommen. Zugleich werden die Rufe nach Vergeltung lauter. Ins Fadenkreuz gerät dabei insbesondere US-Präsident Donald Trump, der den tödlichen Drohnenangriff befohlen hatte.

Mehrere Medien berichten darüber, dass während der Trauerfeier sogar ein Kopfgeld auf den Republikaner ausgerufen worden sei. Dieses soll bei 80 Millionen US-Dollar liegen. Einer der Organisatoren der Zeremonie habe deshalb jeden der 80 Millionen Iraner um eine Spende von einem US-Dollar gebeten, damit die Summe zusammenkomme.Die iranische Regierung kündigte an, sich nicht mehr ans Atomabkommen zu halten, um Uran unbegrenzt anzureichern.

Soleimani wurde in der Nacht zum Freitag bei einem US-Raketenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad getötet. Washington erklärte, der iranische Top-General habe Angriffe auf US-Bürger geplant. Soleimani war der wichtigste Vertreter des iranischen Militärs im Ausland.

Als Hauptredner bei dem Trauergebet für Soleimani traten der Anführer der palästinensischen Hamas, Ismail Hanija, und Soleimans Tochter Sejnab auf. „Die USA und die Zionisten sollen nicht denken, dass mit dem Tod meines Vaters der Kampf gegen sie unterbrochen ist“, sagte sie. „Dieser geht auch ohne ihn weiter.“

Danach wurde Soleimanis Leiche zum Asadi-Platz im Westen Teherans gebracht. Der Leichenwagen kam wegen der riesigen Menschenmassen kaum durch. Sie riefen unentwegt antiamerikanische Parolen wie „Tod den USA“ und „Den Anfang habt Ihr (USA) gemacht, das Ende aber bestimmen wir“.

Auffällig war, dass es sich bei vielen Menschen nicht um Anhänger des iranischen Regimes handelte. „Soleimani war ein guter und treuer Soldat und hat unser Land jahrzehntelang verteidigt“, sagte Behnam M., ein 43 Jahre alter Klempner. Was passiert wäre, wenn die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in den Iran eingedrungen wäre, wolle er sich nicht vorstellen. „Ghassem hat das verhindert und dafür sind wir ihm alle für immer dankbar,“ sagte er.

Auch die Hausfrau Massumeh H. ist keine Anhängerin des Regimes. Ihr Sohn studiere in Minnesota und sei auch sehr glücklich dort. Sie habe nichts gegen die USA und die Amerikaner. Sie sagte: „Dieser Trump ist ein Vollidiot.“ Der US-Präsident habe kein Recht, in einem anderen Land (Irak) einen iranischen Soldaten zu töten, nur weil dieser andere Interessen verfolge als das Weiße Haus.

Trump verteidigt sein Vorgehen. So sei ein weiterer Anschlag auf Amerikaner verhindert woden. Zur Frage nach möglichen Racheakten des Irans sagte er: „Wenn es passiert, passiert es. Wenn sie irgendetwas tun, wird es massive Vergeltung geben.“ Er schloss auch Angriffe auf Kultustätten im Iran nicht aus. Der Iran töte Amerikaner, foltere sie und sprenge sie mit Bomben in die Luft – „und wir sollen ihre Kulturstätten nicht anrühren dürfen? So funktioniert das nicht“, sagte Trump. Die Frontfrau der US-Demokraten, Nancy Pelosi, nannte den Luftschlag hingegen „provokant und unverhältnismäßig“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist am Sonnabend nach Moskau zu Gesprächen mit Kremlchef Wladimir Putin, um über den Konfliktherd zu sprechen. Die EU-Außenminister kommen zuvor am Freitag zu einem Krisentreffen in Brüssel zusammen.