1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Was bringt das Starke-Familien-Gesetz?

Neuregelung Was bringt das Starke-Familien-Gesetz?

Ministerin Franziska Giffey will mit dem "Starke-Familien-Gesetz" Kinderarmut etwas entgegensetzen - doch bringt die Neuregelung etwas?

09.01.2019, 23:01

Berlin (dpa) l Familien mit kleinem Einkommen sollen bald jeden Monat mehrere Hundert Euro zusätzlich in der Tasche haben. Mit dem „Starke-Familien-Gesetz“ sollen sie höhere Zuschläge zum Kindergeld, gebührenfreie Kitaplätze und Leistungen wie etwa kostenlose Schulmittagessen bekommen. „Das bedeutet, dass deutlich mehr im Portemonnaie der Familien bleibt und Arbeit sich lohnt“, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD).

● Wie viele ärmere Kinder gibt es in Deutschland?

In Deutschland leben nach Angaben des Familienministeriums rund 13,4 Millionen minderjährige Kinder. Bei etwa 9 Millionen läuft finanziell alles rund, vier Millionen Kinder aber leben in Familien, bei denen das Geld knapp ist. Darunter sind zwei Millionen Kinder in Hartz-IV-Familien und zwei Millionen Kinder, deren Eltern arbeiten, aber trotzdem nicht genug Geld für die ganze Familie verdienen. Künftig sollen alle aus dieser letzten Gruppe vom Kinderzuschlag profitieren können.

● Was ist der Kinderzuschlag und wie hoch ist er?

Der Kinderzuschlag wird zusätzlich zum Kindergeld gezahlt und unterstützt Eltern, die arbeiten, aber trotzdem finanziell kaum über die Runden kommen. Wer weniger als 2000 Euro brutto verdiene, habe grob gesagt eine Chance, ihn zu bekommen, sagte Heil. Zum 1. Juli soll der monatliche Höchstbetrag von bisher 170 Euro pro Kind auf 185 Euro angehoben werden. Zusammen mit dem Kindergeld, das ebenfalls um 10 Euro steigt, und dem Bildungs- und Teilhabepaket soll das Existenzminimum des Kindes gedeckt sein.

● Wie wird das Einkommen der Eltern verrechnet?

Wenn Eltern etwas mehr verdienen, als sie für den eigenen Bedarf brauchen, bekommen sie etwas weniger Kinderzuschlag. Das Einkommen wird anteilig verrechnet. Bisher fiel die Leistung schlagartig weg, wenn man mehr als einen bestimmten Betrag verdiente. Das soll sich jetzt ändern: Künftig soll der Zuschlag langsam auslaufen, bis die Eltern selbst genug verdienen. So lohne es sich für Eltern eher, mehr zu arbeiten, und deutlich mehr Familien können Unterstützung bekommen.

● Gibt es Besonderheiten für Alleinerziehende?

Einkommen der Kinder, also zum Beispiel Unterhaltszahlungen, werden auf den Zuschlag angerechnet – künftig aber nicht mehr voll, sondern nur noch anteilig. Dadurch können 100 000 Kinder den Zuschlag bekommen, die bisher leer ausgehen. Ein Beispiel: Bekommt ein Kind 210 Euro Unterhalt, werden 110 Euro vom Kinderzuschlag abgezogen. Der beträgt statt 185 Euro dann 75 Euro.

● Was bringt das „Starke-Familien-Gesetz“ noch?

Alle Familien, die den Kinderzuschlag bekommen, müssen keine Kitagebühren mehr zahlen. Das allein sei ein guter Grund, den Zuschlag zu beantragen, sagte Giffey. Außerdem haben alle Familien mit Kinderzuschlag automatisch auch Anspruch auf das Bildungs- und Teilhabepaket.

● Welche Änderungen gibt es da?

Ab dem Schuljahr 2019/2020 soll die Unterstützung etwa für Schulranzen, Hefte oder Lernsoftware von jährlich 100 auf 150 Euro erhöht werden. Mittagessen in der Schule und Fahrkarten für Bus oder Bahn werden kostenlos – der Eigenanteil, der bisher noch gezahlt werden muss und oft für Probleme sorgt, wird abgeschafft.