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Seenotrettung Mittelmeer als tödliche Falle für Migranten

Das UN-Flüchtlingshilfswerk zählt 2018 bereits mehr als 1500 Tote - und das, obwohl Flüchtlingszahlen zurückgehen.

05.08.2018, 23:01

Genf (dpa) l Es ist die tödlichste Seereise, die ein Flüchtling antreten kann. Und es ist an der Zeit, Alarm zu schlagen“: Mit diesen aufrüttelnden Worten hat das UN-Flüchtlingshilfswerk auf eine wachsende Zahl von Toten im Mittelmeer aufmerksam gemacht. Demnach sind seit Jahresbeginn 2018 1511 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer ertrunken, davon allein 850 im Juni und Juli.

Die Zahlen seien deshalb so alarmierend, weil es mehr Todesfälle gebe, aber zugleich immer weniger Menschen in Europa ankämen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Mehr als 62 300 Menschen haben laut offizieller Statistik in diesem Jahr das Mittelmeer überquert. Das sei etwa die Hälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 2017 waren nach UNHCR-Angaben 3139 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen, oder sie gelten als vermisst.

In mehreren deutschen Städten wie Frankfurt am Main, Wiesbaden und Köln demonstrierten Menschen am Sonnabend für eine humanere Flüchtlingspolitik und die Rettung von Migranten im Mittelmeer. In Leipzig kamen 2000 Menschen zusammen. In Anlehnung an die orangefarbenen Rettungswesten hatten die Organisatoren, die Initiative Seebrücke, den „Day Orange“ ausgerufen.

Wie das UNHCR weiter mitteilte, ist Spanien mit bislang 23.500 Ankömmlingen in diesem Jahr zum Hauptziel von Migranten geworden. Danach folgten Italien mit 18.500 und Griechenland mit 16 000. Mit einem Anteil von 13,5 Prozent stellten Flüchtlinge aus dem Kriegsland Syrien die größte Gruppe.

Die Bundesregierung stellt sich darauf ein, dass viele der nach Spanien kommenden Migranten weiterziehen wollen. „Wir befürchten, dass sich viele Migranten auf den Weg nach Frankreich, den Beneluxländern und Deutschland machen könnten“, sagte der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Helmut Teichmann, der „Bild am Sonntag“. „Sollten wir dies feststellen, werden wir die Schleierfahndung und Kontrollen an der deutsch-schweizerischen und der deutsch-französischen Grenze verstärken.“

Die spanische Seenotrettung teilte auf Twitter mit, dass sie allein am Sonnabend erneut 395 Flüchtlinge von neun Booten gerettet habe. Die spanische Hilfsorganisation Open Arms ist nach eigenen Angaben den vierten Tag in Folge mit Geretteten an Bord unterwegs und weiß nicht, wohin sie diese bringen soll.

Das UNHCR rief alle Staaten entlang der Transitrouten auf, die Schmugglernetzwerke zu zerschlagen. Es müssten diejenigen zur Verantwortung gezogen werden, die Profit aus der Ausbeutung gefährdeter Menschen schlagen wollten. Menschenschmuggler organisierten immer gefährlichere Überfahrten in immer weniger seetauglichen Boote, hieß es.