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Todesfall Bush war ein Freund der Deutschen

Die USA trauern um ihren ehemaligen Präsidenten Geroge H. W. Bush. Auch die Deutschen haben ihm viel zu verdanken.

02.12.2018, 23:01

Washington (dpa) l Die USA trauern um ihren früheren Präsidenten George H. W. Bush. Kanzlerin Merkel würdigt den Verstorbenen als einen „Glücksfall“ für Deutschland. Nicht umsonst: Die Deutschen haben ihm viel zu verdanken. George Herbert Walker Bush sei ein „Glücksfall der deutschen Geschichte“ gewesen, meint Bundeskanzlerin Angela Merkel –und ihre würdigenden Worte sind keine Übertreibung. Der 41. Präsident der USA (1989-1993) war nach dem Fall der Berliner Mauer der erste westliche Staatsmann, der das Wort „Wiedervereinigung“ in den Mund nahm. – Der keine Furcht vor einem geeinten Deutschland hatte. Der, anders als die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens, in den entscheidenden Monaten nicht mauerte. Entschlossen setzte Bush senior damals auf „ein Deutschland“. Am Freitagabend starb George H. W. Bush im Alter von 94 Jahren – ein Freund der Deutschen ist er bis zu seinem Tod geblieben.

Als Bush als Sohn der „Geldaristokratie“ Neuenglands im Januar 1989 ins Weiße Haus einzog, ahnte keiner, dass die politische Weltordnung bald aus den Fugen geraten sollte. Auch nicht Bush, der zuvor acht Jahre lang Vizepräsident unter Ronald Reagan gewesen war, dem Mann, der 1987 den sowjetischen Parteichef vor dem Brandenburger Tor aufrief: „Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“

Schon am Tag nach dem Mauerfall im November 1989 führten Bush und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl ein Telefongespräch. „Alles Gute und viel Glück“, wünschte der Amerikaner. Ein kluger Schachzug des in Sachen Außenpolitik und Diplomatie gewandten Bushs war sein Verzicht darauf, persönlich in Siegerpose in Berlin aufzutreten. Bewusst vermied seine Regierung damals alles, was Moskau hätte provozieren können – auch das war wichtig für den Gang der Dinge.Entschlossen setzte sich Bush seinerzeit ans Werk, redete Gorbatschow bei einem Treffen am 3. Dezember 1989 in Malta ins Gewissen. Bei Margaret Thatcher und François Mitterrand, den Deutschland-Skeptikern aus London und Paris, musste er geradezu Seelenmassage betreiben – sie waren beide gegen ein geeintes Deutschland.

Eine weitere Bewährungsprobe für den ehemaligen Marineflieger war 1990 der irakische Überfall auf das Nachbar-Emirat Kuwait. In zähen Verhandlungen gelang es Bush, unter US-Führung eine internationale Streitmacht von über einer halben Million Mann zusammenzustellen. Die Sensation dabei war, dass mit Syrien, Ägypten und Saudi-Arabien auch arabische Soldaten an der „Operation Wüstensturm“ teilnahmen.

Bush gelang es sogar, den Segen der Vereinten Nationen dafür zu erhalten – ganz im Gegensatz zu seinem Sohn George Bush junior, der zwölf Jahre später gegen den ausdrücklichen Widerstand vieler Verbündeter und ohne UN-Votum in den Krieg zog.

Der Waffengang des Vaters führte im Januar und Februar 1991 binnen Wochen zum Sieg. Wieder bewies „der Alte“ militärische und politische Zurückhaltung. Bewusst verzichtete er darauf, seine Truppen bis nach Bagdad weitermarschieren zu lassen. „Kuwait ist befreit, Iraks Armee ist besiegt, wir haben das Vietnam-Syndrom ein für alle Mal verscheucht“, jubelte Bush Ende Februar 1991. Erleichtert, fast wie von einem Fluch befreit fühlten sich die Amerikaner damals. Für den Augenblick hatte Bush recht: Die USA waren nach dem Zerfall der Sowjetunion die einzig verbliebene Supermacht, Bushs Popularität wuchs in den Himmel – doch längerfristiges politisches Glück brachte ihm das nicht.

Im Herbst 1992 unterlag er im Präsidentenwahlkampf einem strahlenden, jungen Mann: Bill Clinton. Der außenpolitische Stratege Bush hatte es nicht geschafft, die Wirtschaft flottzukriegen.

Dass Clinton ihn besiegte, hielt Bush nicht davon ab, später zum Freund seines Amtsnachfolgers zu werden – eine Entwicklung, die im Amerika unter Donald Trump kaum noch vorstellbar erscheint. „Ich bin zutiefst dankbar für jede Minute, die ich mit Präsident Bush verbracht habe, und werde unsere Freundschaft immer als eines der größten Geschenke meines Lebens betrachten“, teilte Clinton nach dem Tod seines Amtsvorgängers mit.