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US-Generalkonsul Eydelnant: Nordkorea-Krise diplomatisch lösen

US-Generalkonsul Timothy Eydelnant spricht über Donald Trump, Nordkorea und seine Ziele als Diplomat.

17.08.2017, 23:01

Magdeburg/Washington l Seit Juli ist Timothy Eydelnant Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Wie Ist Ihr erster Eindruck von Sachsen-Anhalt?
Timothy Eydelnant: Was ich bislang gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen. In meiner ersten Woche in Deutschland war ich privat im Rosarium in Sangerhausen und auch in Halle. Dort ist mir besonders das Landesmuseum für Vorgeschichte in Erinnerung geblieben, das auch Kooperationen mit amerikanischen Museen hat. Sechs Städte in Sachsen-Anhalt unterhalten zudem Beziehungen mit Städten in den USA. Die Partnerschaften sind gut, weil sie den transatlantischen Austausch fördern. Das ist auch mein wichtigstes Anliegen.

Im Bundesland wird in diesem Jahr das Luther-Jubiläum gefeiert. Haben Sie die Feiern verfolgt?
Ja, denn das Jubiläum ist auch für uns Amerikaner besonders: In den Gründungsjahren der USA kamen viele Einwanderer ins Land, die die Ideale der Reformation in ihren Köpfen trugen. Mit ihrem Widerstand gegen überkommene Machtstrukturen und ihrem Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit war die Reformationsbewegung ein Vorläufer des amerikanischen Ringens um Unabhängigkeit. Wir werden daher auch am 31. Oktober mit einer Delegation nach Wittenberg reisen und uns die 500-Jahr-Feier ansehen.

Sie sind Generalkonsul für die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wie wichtig ist diese Region für die USA?
Das US-Generalkonsulat in Leipzig ist das einzige in Ostdeutschland. Zwischen dieser Region und den USA gibt es starke politische, wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen. Amerikanische Firmen haben in den vergangenen Jahren mehr als 15 Milliarden Euro in Mitteldeutschland investiert, hier in Sachsen-Anhalt waren es etwa zwei Milliarden. So sind Tausende Jobs geschaffen worden.

Sie werden drei Jahre Generalkonsul sein. Was haben Sie sich vorgenommen in Ihrer Amtszeit?
Es geht mir als Diplomat darum, Freundschaften sowie die wirtschaftlichen Beziehungen zu stärken und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Zu Herrn Haseloff habe ich gesagt, dass Sachsen-Anhalt nicht nur Halle und Magdeburg ist, sondern es auch viele kleine Städte gibt, die ich in den nächsten Jahren besuchen will. Ich hoffe, viel mit jungen Leuten sprechen zu können. Ihnen will ich erklären, dass Amerika nicht nur die Regierung ist, sondern, dass die Menschen das Land ausmachen. Sie alle repräsentiere ich als Diplomat.

Sie haben Ihren Ehemann mit nach Deutschland gebracht. In den USA stellt die republikanische Partei den Präsidenten, die nicht gerade ein Freund gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist. Ist das ein Problem für Sie?
Die Demokraten gelten als liberaler, aber heutzutage ist die sexuelle Orientierung auch für viele Republikaner kein Thema mehr. Glücklicherweise spielt meine Homosexualität auch im Berufsleben keine Rolle mehr. Mit meinem Ehemann bin ich seit 14 Jahren zusammen. 2013 haben wir in Washington geheiratet. Es hat sich viel geändert, seit ich meine Karriere vor 15 Jahren im Außenministerium in Washington begonnen habe. Mittlerweile sind alle Kollegen gleichgestellt.

In Deutschland hat der Bundestag kürzlich die Ehe für alle beschlossen. Wie finden Sie das?
Das finde ich richtig. Niemand sollte aufgrund seiner sexuellen Orientierung benachteiligt werden.

Vor ihrer Berufung nach Deutschland waren Sie in Washington für das Außenministerium tätig. Dort haben Sie auch die Hilfe für Syrien und die angrenzenden Staaten koordiniert. Wie kann diese Region irgendwann zur Ruhe kommen?
Schwierige Frage. Syrien ist politisch schwierig. Ein wichtiges Ziel ist zunächst, Stabilität wieder herzustellen. Dazu gehört, eine gewisse Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen und die lokale Wirtschaft wieder aufzubauen. Daran arbeitet die USA auch gemeinsam mit Deutschland.

Donald Trump droht derzeit Nordkorea mit einem Militärschlag. Ist das der richtige Weg?
Klar ist: Diplomatie ist immer der beste Weg, um Konflikte beizulegen. Das sieht auch Präsident Trump im Allgemeinen so. Verteidigungsminister James Mattis und Außenminister Rex Tillerson haben ja bereits gesagt, dass wir den diplomatischen und wirtschaftlichen Druck in Richtung Nordkorea weiter ausbauen müssen.

Haben Sie den Eindruck, die politische Führung in Nordkorea wird irgendwann nachgeben?
Die Vereinigten Staaten wollen keinen Regime-Wechsel erzwingen oder der unschuldigen Bevölkerung Nordkoreas Schaden zufügen. Das Ziel ist, auf friedlichem Weg den Druck zu erhöhen und so am Ende eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel zu erreichen. Dabei arbeiten wir auch mit unseren Kollegen in Südkorea und Japan zusammen.

Wie bewerten Sie das Agieren des Präsidenten bei den Vorfällen in Charlottesville?
Rechtsextremismus und Rassismus haben keinen Platz in den USA. Das haben bereits viele Mitglieder der Regierung und des Kongresses deutlich gemacht.

Meinen Sie, dass sich auch Donald Trump ausreichend positioniert hat?
Ja, auch Präsident Trump hat die Geschehnisse in Charlottesville bereits verurteilt.

Wie bewerten Sie derzeit das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland?
Deutschland ist und bleibt einer der wichtigsten Partner der USA. Donald Trump hat mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel viel gesprochen, zuletzt zum Beispiel beim G-20-Gipfel in Hamburg. Sie telefonieren regelmäßig. Vielleicht gibt es mal unterschiedlichen Meinungen, aber das ist ganz normal. Beide haben klargemacht, dass die deutsch-amerikanischen Beziehungen von größter Wichtigkeit bleiben werden.

Können Sie verstehen, dass es in Deutschland ein gewisses Befremden gibt über das Agieren des Präsidenten oder fehlt nur das Verständnis?
Ich glaube es liegt am Verstehen. Mein Job als Diplomat ist es jetzt, Donald Trump ein bisschen besser zu erklären. Seine Politik und sein Stil sind etwas anders, als die der vorherigen Präsidenten.

Wie erklären Sie Trump?
Ich sage, dass wir in Zukunft zurückschauen und vielleicht sagen werden, wie interessant diese Zeit gewesen ist. Sehen Sie, unsere Demokratie ist sehr stark. Alle vier Jahre haben wir eine Wahl und bei der letzten Abstimmung hat die Bevölkerung entschieden, dass Donald Trump nun unser Präsident sein soll.

Also ist das Erklären jetzt schwieriger geworden?
Mit jeder neuen Regierung müssen wir Diplomaten uns auf neue Personen und Leitlinien einstellen. Das gehört zu unserem Job. Es gab auch unter Barack Obama und George Bush, wie unter jeder Regierung, gute und schwierigere Zeiten.