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Twitter Zwitschern bis zum Abwinken

In der Kürze liegt die Würze? Alles Quatsch. Lamentieren ist der neue Trend im Internet.

Von Michael Bock 07.01.2016, 08:00

San Francisco l Der deutsche Schriftsteller Jean Paul (1763–1825) hat mal gesagt: „Sprachkürze gibt Denkweite.“ Nimmt man diesen Satz ernst, hat er diesmal nicht ganz so weit gedacht, der Jack Dorsey. Der Chef des Kurznachrichtendienstes Twitter (englisch für Gezwitscher) will offenbar das 140-Zeichen-Limit aufgeben. In der Kürze liegt die Würze? Aus, vorbei! Die Obergrenze bei Twitter soll künftig auf 10.000 Zeichen hochgesetzt werden.

Warum das? Twitter ist ein Netzwerk mit weltweit rund 320 Millionen Nutzern. Sie versenden täglich Hunderttausende Nachrichten. Doch zuletzt schaffte es das Unternehmen nicht, noch mehr Menschen zu begeistern. Die Zahlen stag-nieren. Viele Nutzer möchten auf Twitter offenbar längere Geschichten durch die Welt posaunen. Künftig kann jeder ungehemmt zwitschern bis zum Abwinken.

Was allerdings dem Empfänger ein wenig Geduld abverlangt. Für das Lesen eines Tweeds mit 140 Zeichen braucht man sieben Sekunden. Für eine 10.000-Zeichen-Botschaft können es siebeneinhalb Minuten werden. Ein Gräuel für die Kurz-und-knackig-Fraktion.

Wie auch immer: Twitter-Erfinder Dorsey hat sich redlich bemüht, die Neuerungen gut zu „verkaufen“ – in einer sehr, sehr langen Twitter-Nachricht.