Aufgespießt Teuer? Lecker!

Warum Winzer bei ihrem Wein auf Qualität pfeifen können.

Von Elisa Sowieja 18.08.2017, 01:01

Bonn l Edeltrauben, Handlese, Lagermarathon im Barriquefass: Es ist schon rührend, wie sich manch Winzer abmüht, um die Welt mit seinem Wein zu bezirzen. Wie er tapfer ignoriert, dass er sich den ganzen Qualitäts-Zirkus im Grunde sparen könnte. Liegt doch das Geheimnis der Gaumenbetörung schlicht im Preis, den man für sein Traubengesöff verlangt.

Jene gefühlte Wahrheit ist nun auch von der Forschung untermauert, samt einem schön wissenschaftlich klingenden Fachbegriff: Marketing-Placebo-Effekt. Zu dessen Nachweis hat man 30 Menschen Wein verkosten lassen, während sie im Kernspintomografen lagen (weil Rotwein so schlecht rausgeht, wurde aus dem Schlauch gesüffelt). Zu jeder Probe gab‘s den Flaschenpreis angezeigt.

Wie zu erwarten, bewerteten die Verkoster den Billigfusel schlechter als den Edeltropfen. Was sie allerdings nicht wussten: Der Wein war jedes Mal der gleiche. Dass die Verhohnepipelung funktioniert hat, liegt an unserem Gehirn. Um so teurer der Tropfen, desto lauter hechelt das Belohnungssystem.

Wer als Winzer jetzt noch zögert, sollte sich ein Beispiel an Til Schweiger nehmen. Der zeigt, wie die Belohnungs-Nummer sogar mit Rohrperle läuft: In seinem Restaurant verhökert er gefiltertes Leitungswasser für 4,20 Euro die Flasche. Einen Becher Tetrapak-Sangria auf so viel Grips!