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Erbgut Schutz vor Aids mit Nebenwirkungen

Eine genetische Veränderung, die unempfindlich gegen den Aids-Erreger HIV macht, erhöht das Sterberisiko durch andere Krankheiten.

03.06.2019, 23:01

Berkeley (dpa) l Menschen mit der Genveränderung haben eine um 21 Prozent verminderte Chance, das Alter von 76 Jahren zu erreichen, wie US-Forscher im Fachjournal „Nature Medicine“ berichten. Bekanntheit erlangte diese Mutation vor einem halben Jahr, als der chinesische Biotechnologe He Jiankui verkündete, es seien zwei Mädchen geboren worden, deren Erbgut er entsprechend verändert habe.

Der Aids-Erreger HIV nutzt ein Zellprotein (Eiweiß), das vom Gen CCR5 codiert wird, um Zellen des Immunsystems anzugreifen. He gab an, die Zwillingsschwestern Nana und Lulu vor Aids schützen zu wollen, indem er den genetischen Code für CCR5 mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas9 aus deren Erbgut entfernte. Das CCR5-Protein ist zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Einfallstor für das Virus. Die Verkündigung löste eine weltweite Welle des Protestes aus.

Ob die Mutation nicht doch Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen hat, untersuchten Xinzhu Wei und Rasmus Nielsen von der University of California in Berkeley mittels der britischen Gen-Datenbank „UK Biobank“.

Ihre Untersuchungen ergaben, dass die Delta-32-Mutation zwar auch Schutz gegen Krankheitserreger wie Pocken und einige andere Viren bietet. Andererseits ist die Sterblichkeitsrate bei einer Grippe-Infektion einer früheren Studie zufolge um das Vierfache erhöht. Wei und Nielsen distanzieren sich von Hes Forschung: „Ich denke, es gibt eine Menge Dinge, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt über die Funktionen der Gene unbekannt sind“, sagt Wei. „Die Crispr-Technologie ist viel zu gefährlich, um sie derzeit für die Keimbahnbearbeitung zu verwenden.“