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Geister-Junge Verwirrung um Grusel-Bild aus Schottland

Teilnehmerinnen eines Junggesellinnenabschieds am schottischen See Loch Eck haben auf einem ihrer Gruppen- Fotos einen Geist entdeckt.

Von Julia Schneider 22.01.2018, 11:23

Coylet l Viele Diskussionen gibt es im Internet derzeit um ein vermeintliches Geister-Foto. So berichten mehrere Medien-Seiten, darunter das britische Boulevard-Blatt The Mirror und der Stern in Deutschland, über eine gruselige Begebenheit, die sich bereits im Sommer 2017 am Loch Eck, einem See in Schottland, zugetragen haben soll.

Demnach hätten dort zehn junge Frauen im Rahmen eines Junggesellinnen-Abschieds, englisch Hen Party, mehrere Gruppenfotos aufgenommen. Als sie sich die Bilder später angeschaut hätten, seien sie den Berichten zufolge geschockt gewesen. Denn auf einem der Bilder sei plötzlich ein kleiner Junge im Hintergrund aufgetaucht, den niemand der Damen wahrgenommen hatte und der sich nur auf einem einzigen Bild gezeigt habe.

Dies habe die jungen Frauen in solche Aufregung versetzt, dass sie nach möglichen Ursachen gegoogelt hätten. Als die Freundinnen herausfanden, dass sich eine Geistergeschichte um den Loch Eck rankt, hätten sie sofort ihre Sachen gepackt und wären abgereist. Am Loch Eck soll nämlich im 19. Jahrhundert tatsächlich Folgendes passiert sein: Ein kleiner Junge habe dort mit seinen Eltern in einem Hotel, dem Coylet Inn, Urlaub gemacht. Eines Nachts habe er geschlafwandelt, sei hinausgegangen und in den See gefallen. Dort sei er ertrunken. Als man seine Leiche am nächsten Morgen aus dem Loch Eck holte, war diese vollkommen blau von der Kälte. So ging der Junge als Blue Boy in die Geschichte der Region ein. Sein Geist spuke dort noch immer.

Auch, wenn die Geister-Geschichte in der schottischen Region um den Loch Eck nicht erst seit gestern bekannt ist, könnte zumindest die Story um den gruseligen Junggesellinen-Abschied erfunden sein. So beziehen sich die meisten Medien-Berichte auf eine Quelle bei Twitter, die erstmals das vermeintliche Geister-Foto gepostet und die Geschichte dazu erläutert hatte. Ob die Userin "hollydca" aber überhaupt bei der Hen Party dabei war oder das Bild gestohlen und die Geschichte dazu erfunden hat, ist umstritten. Denn auf Twitter mehren sich die Hinweise, dass die Fotos ohne Erlaubnis von dem Account verwendet wurden, der mittlerweile gelöscht zu sein scheint. So schreibt eine andere Twitter-Userin als Reaktion auf verschiedene Zeitungsberichte, sie selbst sei auf den Fotos zu sehen und an der Geschichte stimme nichts. User auf Twitter vermuten bereits, dass ein Bekannter der Damen mit einer Maske am Bildrand saß und so ein Scherzfoto entstand, das im Internet widerrechtlich verwendet wurde.

Ob die Geschichte um die Geister-Figur beim Junggesellinnen-Abschied nun stimmt, oder nicht: Der Grusel-Faktor an der Geschichte bleibt. Denn die Sage um den Blue Boy kommt nicht von ungefähr. Tatsächlich soll der kleine Junge vor vielen Jahren auf tragische Weise ertrunken sein. Sein Geist tauche noch heute im Coylet Inn auf. So würden einem Mitarbeiter zufolge hin und wieder Besteck oder Teller an völlig anderen Stellen liegen als zuvor, ohne dass sie jemand berührt hätte. Zudem hätten Hotel-Gäste und Angestellte schon nasse Fußspuren auf den oberen Fluren des Hotels entdeckt.

1994 wurde in Großbritannien sogar ein Fernseh-Film ausgestrahlt, der sich mit dem Geister-Jungen beschäftigt. In "The Blue Boy" spielte unter anderem Emma Thompson mit. Regisseur Paul Murton wollte diesen Film unbedingt drehen, weil er laut eigener Aussage schon selbst mit dem Geist des Blue Boy in Berührung gekommen ist. So habe er für einen anderen Streifen am Loch Eck nahe des Hotels gedreht. Als er sich die Szenen erstmals ansah, fiel ihm ein blauer Nebel auf, den er sich nicht erklären konnte. Er habe mit seinem Kameramann gesprochen, der auch keine Erklärung für die misslungenen Aufnahmen finden konnte. Als der Regisseur einem Hotellier gegenüber das Phänomen erwähnte, erzählte der ihm die Geschichte des Blue Boy. So entstand schließlich ein Grusel-Film, der sich gänzlich auf wahre Begebenheiten stützen soll.