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Kuriose Ereignisse Kann man wirklich so dämlich sein?

Wenn ein Dieb nackt einen Überfall begeht oder der ehemalige US-Präsident die falsche Rede hält, gehört dies in die Rubrik "Dumm gelaufen".

Von Christian Satorius 20.01.2018, 23:01

Allentown/Oslo/Sacramento l Ob ein fehlgeschlagener Bankraub, ein Jugendlicher, der groß rauskommen möchte und dadurch zur Witzfigur wird oder eine Schulleiterin, die zurückrudert - mit manchen Aktionen machen sich Betroffene nur lächerlich. Einige Beispiele aus der Rubrik „Dumm gelaufen“:

Der 41-jährige Kleinganove Stanley Heiserman hat das perfekte Verbrechen geplant. Das glaubt er zumindest. Im Sommer des Jahres 1999 betritt er mit vorgehaltener Waffe den kleinen Tante-Emma-Laden in Allentown im US-Bundesstaat Pennsylvania und bekommt auch tatsächlich sofort den gesamten Kasseninhalt ausgehändigt - begleitet von lauthalsem Gelächter der Angestellten. Es ist seine Verkleidung, die für Spott und Hohn sorgt, denn Heisermann ist bei seinem Überfall vollkommen nackt, lediglich das Gesicht verbirgt er hinter seiner Unterhose, die er sich über den Kopf gezogen hat.

Als der Richter ihn später kopfschüttelnd fragt, was ihn in aller Welt zu diesem Aufzug veranlasst habe, verteidigt der ehemalige Soldat seine vermeintlich geniale Idee mit der Begründung, er sei bei früheren Raubzügen anhand der Bekleidung identifiziert worden - daraus habe er halt gelernt. Seine Pistole hat der „nackte Bandit“, wie die Presse ihn schnell nennt, übrigens in einem Beutel verborgen - um auf offener Straße nicht weiter aufzufallen, wie er sagt.

Dümmer als die Polizei erlaubt, ist auch ein 44-jähriger Skandinavier, der in das kameraüberwachte Haus einer Reality-Fernsehshow einbricht und sich bei seiner Straftat von nicht weniger als 17 Kameras dabei filmen lässt, wie er ein paar hundert Euro und zwei Flaschen Parfüm klaut. Millionen Fernsehzuschauer können sich von seiner Blödheit überzeugen, als der Sender TV3 die verbrecherische Meisterleistung später auch noch im Fernsehen überträgt. Anzeige erstatten die Verantwortlichen allerdings nicht, denn dieser Dieb ist ja wohl mit seiner Dummheit und dem offiziell vom Sender verliehenen Titel „Dümmster Dieb Norwegens“ schon gestraft genug.

Ein letzter Ganove darf hier aber auf keinen Fall fehlen, denn seine verbrecherische Glanzleistung ist kaum mehr zu übertreffen: Theodore K., 35 Jahre alt, Bankräuber. Als die Polizei von Sacramento in Kalifornien, USA, zu einem Überfall der American Savings Bank gerufen wird, kann sie den Komplizen von Theodore K. einfach so vor dem Geldinstitut festnehmen. Dort steht er herum und wartet nach geglücktem Überfall mitsamt der Beute auf seinen Fluchtwagen, der aber leider nicht da ist, weil sein genialer Kollege die Zeit des Banküberfalls dazu genutzt hat, den Wagen noch mal eben schnell in die Waschanlage zu bringen. Saubere Leistung, das muss man ja sagen.

Schlauer sind da ja im allgemeinen Schachspieler. Naja, aber vielleicht auch nicht alle. Der 17jährige Joe Hayden, der sich 1977 in New Jersey ganzen 180 Gegnern gleichzeitig im Simultanschach stellen will, gehört jedenfalls nicht dazu. Leider nehmen nämlich nur 20 andere Schachspieler die Herausforderung an. Das sind aber auch schon genug, um Hayden stolze 18   Niederlagen beizubringen. Selbst gegen den siebenjährigen Stowell Fulton verliert er in nur wenigen Zügen. Gewinnen kann er lediglich gegen seine eigene Mutter, und einen weiteren Teilnehmer, der mitten im Spiel keine Lust mehr hat, einfach aufsteht und nach Hause geht. Dennoch hat diese Leistung gereicht für einen Eintrag im Guinessbuch der Rekorde: als schlechtester Simultanschachspieler aller Zeiten.

Auf wenig Verständnis stößt auch der 19-jährige Mike Cameron, als er am offiziellen „Coca-Cola-Tag“ seiner Schule - ja, ja, sowas gibt es in den USA wirklich - sein Pepsi-T-Shirt trägt. Zur Strafe wird er einen ganzen Tag lang vom Unterricht ausgeschlossen. Als das wiederum die Medien erfahren und sich in Camerons Schule, der Greenbrier High School in Evans, ein Stelldichein geben, rudert die Schulleiterin Gloria Hamilton zurück. Plötzlich beteuert sie vor Journalisten, die Strafe habe mit dem T-Shirt rein gar nichts zu tun, sondern vielmehr damit, dass Cameron so destruktiv sei und dem Ansehen der Schule schaden wolle.

Die Medien sind es auch, die dem US-Präsidenten Bill Clinton den Spiegel vorhalten, als dieser 1996 in Costa Rica eine flammende Rede über den unschätzbaren Wert des Naturschutzes hält. Die Plattform, von der aus er spricht, und den einhundert Meter langen Zuweg, hat man eigens zu diesem Anlass mitten in das Naturschutzgebiet des Braulio Carrillo National Parks gebulldozert. In einer späteren Presseerklärung gibt das Weiße Haus zu, das dies dann wohl doch keine allzu gute Idee gewesen sei.

Um Zerstörungen ganz anderen Ausmaßes bzw. deren Berechnung geht es Bernard Vonnegut, der sich auf die Ermittlung der Windgeschwindigkeit von Tornados spezialisiert hat - mittels toter Hühner. Vonnegut schießt zu diesem Zweck tote Hühner mit einer speziellen Kanone direkt in einen Tornado und ermittelt dann anschließend am Gerupftheitszustand des Huhns die Windgeschwindigkeit des Sturms. Das ist zumindest sein Plan. Der aber scheitert ganz gewaltig, weil sich im Nachhinein nicht ermitteln lässt, wer oder was das Huhn so zugerichtet hat: Der Tornado oder Vonneguts monströse Kanone.

Mit einer anderen bahnbrechenden Erfindung, die die Patentnummer 1240774 trägt, nimmt Charles F. Pidgin schon im Jahre 1917 die Erfindung des Tonfilms vorweg - naja fast zumindest. Die Idee ist eigentlich ganz simpel: Die Texte der Schauspieler werden auf kleine Luftballons geschrieben, die die Akteure im zusammengefalteten Zustand in ihrem Mund verbergen können. Kommt nun ihr Stichwort, brauchen sie diese nur noch aufzublasen und schon kann jedermann im Kinosaal lesen, wovon hier die Rede ist. Diese Art der Sprechblasen kann sich allerdings nicht wirklich durchsetzen, vielmehr bringt sie ihrem Erfinder Spott und Hohn ein.