1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Amerika jagt den Schatten

EIL

Sonnenfinsternis Amerika jagt den Schatten

Viele Amerikaner hatten weite Anreisen hinter sich, um die totale Sonnenfinsternis mitzuerleben.

21.08.2017, 23:01

Washington (dpa) l Millionen Menschen fieberten der totalen Sonnenfinsternis Montag in den USA entgegen. Das seltene Spektakel, bei dem der Mond die Sonne komplett verdunkelt, war in einem gut 100 Kilometer schmalen Streifen von der West- bis zur Ostküste hinüber für jeweils rund zwei Minuten zu sehen. Schon Tage zuvor reisten Hunderttausende Schaulustige in die Kernzone, drängelten sich auf Campingplätzen, in Naturparks und Hotels oder haben bei Freunden Unterschlupf gefunden. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens haben sich viele darauf eingerichtet, die Finsternis notfalls von der Straße aus zu erleben. „Parken Sie nicht auf der Autobahn“, warnten Schilder in vielen Bundesstaaten.

Klaren Blick auf die Sonnenfinsternis gab es vor allem im Westen und in Tennessee – andernorts drohten Wolken, ganz im Osten auch Regen und Gewitter. Die totale Sonnenfinsternis begann im Pazifik. 27 Minuten später traf der komplette Mondschatten dann gegen 19.16 Uhr deutscher Zeit im US-Bundesstaat Oregon auf Land. Nach gut 1,5 Stunden um 20.48 Uhr verließ er die USA an der Ostküste wieder.

Obwohl die Dunkelheit vor Ort jeweils nur kurz dauerte, rechneten Fachleute damit, dass gestern in den USA deutlich weniger Solarenergie produziert und eingespeist wurde. Die Einbußen könnten durch Erdgasturbinen und Wasserkraft jedoch weitestgehend aufgefangen werden, hieß es.

Das Spektakel wurde von zahlreichen wissenschaftlichen Versuchen begleitet sowie von der Erde und vom All aus gefilmt. Die Nasa streamte die „Great Eclipse“ live im Internet. Auch viele Fernsehsender boten Live-Übertragungen an, darunter N24. Es ist die erste totale Sonnenfinsternis von Küste zu Küste in den USA seit 99 Jahren.

Spezialbrillen zum gefahrlosen Blick auf die verdunkelte Sonne waren vielerorts ausverkauft oder nur noch zu astronomischen Preisen zu bekommen, fliegende Händler boten Sonnenfinsternis-T-Shirts und -Anstecknadeln an.

Vom „Eclipse Ale“ aus der Brauerei bis zum Donut mit nachtschwarzer Spezialglasur – rund um die „Great American Eclipse“ („Große Amerikanische Sonnenfinsternis“) sprießen zahlreiche Geschäftsideen. Eine Kaffeerösterei hat „Eclipse“-Kaffee mit aufgedruckter Sonnenkorona im Angebot. „Verkauft sich wie blöd“, sagte eine Sprecherin dem Sender CNN. Und ein Marihuana-Shop in Portland (Oregon) bietet zum Event passend eine Hasch-Sorte namens „Moon Puppies“ an. Deutlich teurer war die Eclipse-Kreuzfahrt auf der Royal Caribbean. Dafür gab es dort eine Kirsche auf der Torte: Bonnie Tyler sang während der Finsternis ihren Hit von 1983, „Totale Eclipse of the Heart“.