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Tierliebe Tiersegnung vor dem Osnabrücker Dom

In Osnabrück stellten sich etliche Hunde vor dem Dom an, um gesegnet zu werden - und eine winzig kleine Maus.

07.10.2019, 23:01

Osnabrück (dpa) l Samstagvormittag vor dem Osnabrücker Dom. Die Sonne scheint, Menschen schlendern zum Wochenmarkt oder in die Cafés und Restaurants. Vor dem Haupteingang des St.-Peter-Doms haben sich 40 bis 50 Menschen in einer lockeren Gruppe versammelt. Die meisten halten Hunde an der Leine. Die Tiere beschnuppern sich gegenseitig, einige sind aufgeregt und bellen, andere legen sich gelassen in die Sonne. Schließlich tritt ein Mann im Priestergewand zu den Menschen. Diakon Carsten Lehmann will die versammelten Tiere segnen – mit Weihwasser. "Das macht nichts, wenn die Tiere das schlabbern", sagt der Geistliche – und setzt hinzu: "Viel hilft viel." Die Leute lachen.

Schon seit vielen Jahren bietet das katholische Bistum um den 4. Oktober herum eine Segnung für Haustiere an. Der 4. Oktober ist in der katholischen Kirche der Gedenktag für den Heiligen Franz von Assisi, der als Schutzpatron der Tiere gilt. Auch der Welttierschutztag wird am 4. Oktober begangen.

In Osnabrück steht am Samstag unter anderem Gudrun Kenning mit ihrem Husky-Collie-Mix auf dem Domplatz, um auf den Segen für ihren Hund Räuber zu warten. "Ich hoffe, dass er noch lange lebt", sagt die 81 Jahre alte Dame. Seit einigen Jahren lebe sie ganz alleine. Ihr sei nur noch der inzwischen 13 Jahre alte Räuber geblieben. "Noch mal einen neuen Hund, das wäre auch nicht gut", sagt sie. Der Segen Gottes für ihren treuen Begleiter ist ihr wichtig.

Auch Ute Ziegeler kommt regelmäßig zur Tiersegnung. Mit ihrer 12 Jahre alten Hündin Senta war sie schon öfter dabei, und auch mit den Hunden, die sie davor hatte. Sie wünscht sich für ihre Deutsch-Langhaar-Hündin einen Schutzengel. "Ich denke manchmal, bei Hunden ist das ähnlich wie bei Kindern. Die stellen doch einiges an, da kann ein Segen nicht schaden", sagt die 48-Jährige.

Diakon Lehmann besprenkelt an diesem Samstag auch eine Maus mit Weihwasser. "Sie heißt Feivel", erzählt Arlette Gerth vergnügt. Das winzige Tier mit weißem Fell sei ihr vor einigen Monaten zugelaufen, sie habe es abends auf der Straße gefunden, als sie nach Hause kam. Feivel, benannt nach einem Zeichentrickfilm, sei schnell zutraulich geworden. Ihre Tochter sei erst entsetzt gewesen, als sie von der Maus gehört habe. "Aber als ich ihr Bilder per WhatsApp geschickt habe, hat sie sofort geantwortet: Wie niedlich!", erzählt sie.

Jetzt sitzt Feivel in einer kleinen Transportbox aus Plastik, in der ein wenig Einstreu und Salatblätter sind und eine leere Toilettenpapierrolle als Spielzeug. Die Tierärztin habe den kleinen Feivel untersucht. Es gehe ihm gut, aber er brauche doch auch den Segen. "Er hat ein paar Probleme mit Milben im Fell", erzählt Gerth. Auch wenn die Maus nur noch ein bis anderthalb Jahre leben werde, Feivel sei ihr doch ans Herz gewachsen, sagt Gerth.

Tiere seien wichtig für die Menschen, sagt Diakon Lehmann. Die ersten Tiersegnungen gab es schon im 17. Jahrhundert – damals wurde Nutztieren der Segen Gottes gespendet, etwa in den Bergen, wenn die Tiere vor dem Alm-Auf- oder Abtrieb standen.

Für die meisten Menschen sind Tiere hierzulande keine Nutztiere mehr, von denen auch die eigene Existenz abhängt. Aber sie sind dennoch wichtige Bezugswesen für Menschen. "Es sind Mitgeschöpfe, die für die Menschen ein Gegenüber sind", erklärt Diakon Lehmann.