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Tourismus Das unentdeckte Weltkulturerbe

Sachsen-Anhalt schöpft sein touristisches Potenzial nicht aus. Vor allem ausländische Gäste fehlen.

26.08.2015, 23:01

Halle l Vier Kulturdenkmäler mit Welterbesiegel gibt es in Sachsen-Anhalt. Dennoch machen viele ausländische Touristen einen Bogen um das Bundesland. Das Land muss seine Schätze besser vermarkten, empfiehlt eine Studie. Das Bauhaus Dessau, die Altstadt von Quedlinburg, die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg sowie das Dessau-Wörlitzer Gartenreich – die Liste der Kulturdenkmäler ist nur in Bayern länger als in Sachsen-Anhalt.

Gäste aus dem Ausland zieht das hingegen kaum an. Im vergangenen Jahr sind 522 507 Übernachtungen ausländischer Touristen gezählt worden. Ein leichter Anstieg verglichen mit dem Vorjahr. Insgesamt gab es im Land 7,4 Millionen Übernachtungen.

Der geringe Anteil von Touristen aus anderen Ländern könnte für die Tourismusbranche zum Problem werden. „Wachstum kann nur aus dem Ausland kommen. Denn in Deutschland geht die Bevölkerung zurück“, sagte Manfred Zeiner, der für den Ostdeutschen Sparkassenverband das Tourismusbarometer erstellt hat. Von 2009 bis 2014 stieg die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste zwar um 20 Prozent, bundesweit waren es aber 38 Prozent.

Deutschlandweit ist der Tourismus im Aufschwung. Die Zahl der Übernachtungen stieg im ersten Halbjahr dieses Jahres um mehr als drei Prozent. Doch Sachsen-Anhalt hinkt hinterher, ist auch Schlusslicht der Ost-Länder (siehe Grafik). Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) sieht das anders: „Wir befinden uns nach der Hochwasserkatastrophe vor zwei Jahren wieder auf Wachstumskurs. Für 2015 rechnen wir mit weiter steigenden Zahlen bei Gästen und Übernachtungen“, sagt er.

In der Altmark ist die Bilanz des ersten Halbjahres positiv. Vor allem die Bundesgartenschau in Havelberg zieht Gäste in die Region. Die Zahl der Übernachtungen legte zwischen Januar und Juni um 6,1 Prozent auf 269 074 Übernachtungen zu. Ereignisse dieser Art sollte das Land noch stärker im Ausland bewerben, empfahl Manfred Zeiner.

Der Schlüssel zum Erfolg für die Branche sind zudem Investitionen. Zwar seien zwischen 2007 und 2013 rund 270 Millionen Euro investiert worden. Das Geld sei aber vor allem in Wander-, Rad- und Wasserwege geflossen, so Zeiner. „Deutschlandweit bedient die Branche diese Nachfrage“, sagte der Analytiker. Künftig werde es wichtig, sich von anderen Regionen zu unterscheiden.

So könnte die Tourismuswirtschaft auch einem anderen Trend entgegenwirken. Bei der Gästezufriedenheit belege Sachsen-Anhalt bundesweit einen Mittelfeldplatz und bilde im Osten das Schlusslicht, so die Studie. Nur durch Investitionen in Angebote und Infrastruktur könne sich das Land vorarbeiten.