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Möbel-Milliardär Ikea-Gründer feiert seinen 90. Geburtstag

Mit Sparsamkeit und Erfindergeist hat der Schwede Ingvar Kamprad es zum Milliardär gebracht.

Von Julia Wäschenbach 29.03.2016, 23:01

Älmhult (dpa) l Wenn es um das Rezept für seinen Erfolg geht, kennt Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (fast) nur eine Antwort: Sparen, sparen, sparen. „Zu sparen, das liegt ein bisschen in der småländischen Natur“, sagt der Schwede. „Wir wissen, was eine Krone wert ist.“

Småland ist die Region in Südschweden, aus der Kamprad kommt, genauer: ein Hof in der Nähe des Städtchens Älmhult. Hierher ist der Milliardär nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen, nachdem er vier Jahrzehnte lang in der Schweiz gelebt hatte. Denn Kamprad ist auch ein Steuer-Sparfuchs.

Dafür, dass er alles tut, um Steuern zu sparen, standen er und sein Unternehmen zuletzt scharf in der Kritik. Seine Firma hatte Kamprad 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden umgewandelt. Das Geflecht aus Firmen, aus dem Ikea besteht, ist kaum durchschaubar. Aber ihr Herz schlägt weiter in Älmhult, seinem Zuhause.

„Ich bin sehr froh darüber, zu Hause zu sein und alle meine alten Freunde zu treffen, mit denen ich aufgewachsen bin“, sagt der Unternehmer. Einige von ihnen hat Kamprad, der als Junge als Streichholzverkäufer anfängt und Ikea 1943 mit nur 17 Jahren gründet, schon überlebt. Viele neue sind aber wohl dazugekommen.

Denn Älmhult ist keine Kleinstadt wie jede andere. Unscheinbar, ja, aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wimmelt es hier nur so vor Kreativen aus Dutzenden Ländern, alle in Gelb-Blau. Sie sind Kamprads Familie, auf sie ist er stolz. Auf die „Ikea-Kultur“, die er hier geschaffen hat.

Auch Kamprads drei Söhne sind alle mit dem Geschäft verbandelt. Ganz das Feld überlassen hat er ihnen aber noch nicht, auch wenn er sich inzwischen aus dem Aufsichtsrat der Firma, die das Ikea-Konzept vermarktet, zurückgezogen hat. Auch der Gesundheit wegen, sagt er. Kurz vor seinem Geburtstag wirkt er agil. Mit grauem Bart und einem orangenen Tuch mit Punkten um den Hals sitzt er da in seinem Zuhause in Südschweden und erzählt von seinem Erfolg. Und kommt wieder auf sein Lieblingsthema zu sprechen: die Sparsamkeit.„Wenn ich mich so angucke, habe ich nichts an, was ich nicht auf einem Flohmarkt gekauft habe“, sagt er. Der Milliardär, der auf dem Flohmarkt shoppt.

In alten TV-Ausschnitten, die ihn im Gespräch mit Ikea-Mitarbeitern zeigen, interessiert er sich auffällig oft für den Preis: „Eine schöne Pfanne. Was nehmen wir dafür?“ Über seinen Hang, jede Krone umzudrehen, machen sich die Schweden gern liebevoll lustig. Und die Nachbarn aus Norwegen. Eine norwegische Komödie über eine fiktive Entführung des Ikea-Gründers nahm kürzlich auf die Schippe, dass die Bleistifte in den Möbelhäusern aus Spargründen nur halb so lang seien wie gewöhnliche Bleistifte. Der Film „Hier ist Harold“ zeigt aber Kamprads trockenen Humor, der ihn bei den Skandinaviern beliebt macht.

Seine Landsleute haben ihm auch verziehen, dass er mit den Nationalsozialisten sympathisierte. Als das ans Licht kommt, entschuldigt er sich vor laufender Kamera dafür bei seinen Mitarbeitern und verhindert so einen größeren Skandal. Seinen 90. Geburtstag feiert die „Ikea-Familie“ mit einem „internen Fest“, wie eine Sprecherin sagt. Ob der Firmengründer selbst dabei ist, will sie nicht verraten.

Für viele ist Ikea ohne ihn schwer vorstellbar. Kamprad selbst macht sich dagegen keine Sorgen, was mit Ikea passiert, wenn er einmal nicht mehr da ist: „Ich habe das Glück, dass ich drei Jungen um die 50 Jahre habe, und die zeigen alle großes Interesse für Ikea“, sagt er. „Wir haben gelernt, zusammenzuarbeiten und mit einem gemeinsamen Willen aufzutreten, uns zu entwickeln, ohne die Grundideen aufzugeben.“