Getec Goldgrube Heizungskeller

Soll die Energiewende gelingen, muss die Energieeffizienz in Gebäuden gesteigert werden. Wohnungsunternehmen suchen dafür Partner.

21.04.2016, 23:01

Magdeburg l Deutschlandweit werden bald 300 000 Wohnungen vom Magdeburger Energiedienstleister Getec mit Wärme versorgt. Die Konzerntochter Getec Wärme und Effizienz AG hat bereits Partnerschaften mit den Wohnungsbau-Unternehmen Deutsche Wohnen, GBW und Wankendorfer geschlossen (siehe Infokasten). Weitere Kunden sollen in diesem Jahr dazukommen, sagte Getec-Wärme-und-Effizienz-Vorstandssprecher Michael Lowak der Volksstimme. „Der Immobilienbereich ist der schlafende Riese im Bereich Energieeffizienz. Es ist die Aufgabe der Unternehmen, interessante Geschäftsmodelle anzubieten“, erklärte Lowak.

Dem Getec Teilkonzern ist das offenbar gelungen: In den vergangenen Jahren sind deutschlandweit sechs Aufträge dieser Art vergeben worden. Bei vier Projekten bekamen die Magdeburger den Zuschlag. Zuletzt sicherte sich im Februar die Wankendorfer Baugenossenschaft aus Schleswig-Holstein die Dienste von Getec.

Das Modell der Magdeburger funktioniert so: Zusammen mit dem Wohnungsbau-Unternehmen gründet Getec ein Join-Venture. Experten des Energiedienstleisters nehmen dann die Wärmeversorgung der Wohnungen unter die Lupe, tauschen alte Anlagen aus und optimieren bestehende Heizsysteme, um später weniger Energie zu verbrauchen. Getec beliefert anschließend die Wohnungen wirtschaftlicher mit Wärme und verdient Geld, weil dank effektiverer Anlagen weniger Energie bei den klassischen Versorgern eingekauft werden muss.

Für die Wohnungsunternehmen ist die Getec-Idee eine kostengünstige Lösung, um die oft veraltete Energieversorgung ihrer Liegenschaften zu modernisieren. Das ist bitter nötig. Laut dem Branchenverband für Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) arbeiten 71 Prozent der Heizungsanlagen hierzulande ineffizient.

Den immensen Handlungsbedarf haben auch Konkurrenten der Getec erkannt: Energiekonzern RWE hat den Magdeburgern zusammen mit der Heizkostenfirma Techem bereits einen Auftrag streitig gemacht. „Wir werden in den kommenden Jahren noch mehr Wettbewerber im Markt sehen. Aber heute haben wir als Getec deutliche Vorteile“, sagte Michael Lowak. Seit 1993 ist Getec im Markt für Wärmelieferung aktiv, zunächst für Immobilien, später für Industrieanlagen. Die Magdeburger schauen sich zudem nicht nur die Wärmeversorgung in den Wohnungen, sondern auch weitere Nebenkosten an: Getec übernimmt zum Beispiel Messdienstleistungen und verbaut intelligente Elektronik in die Wohnungen.

In Magdeburg wird bereits gerechnet. Deutschlandweit hat Getec ein Potenzial von zehn Millionen Wohneinheiten ermittelt. Die weitere Erschließung des Marktes soll sich für den Teilkonzern Wärme und Effizienz auszahlen. „Wir wollen in diesem Jahr auf deutlich über 120 Millionen Euro Umsatz wachsen und weitere Arbeitsplätze schaffen“, sagte Lowak. Gelingt das, hätte der 47-jährige Diplomingenieur den Umsatz des Unternehmens innerhalb von zwei Jahren nahezu verdoppelt.