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Autozulieferer Chefetage bei Ifa wird umgebaut

Robert Gutsche war beim Autozulieferer Ifa in Haldensleben zuerst Finanzchef, dann Geschäftsführer. Nun verlässt er das Unternehmen.

Von Massimo Rogacki 21.11.2019, 00:01

Haldensleben l Robert Gutsche legt seine Funktionen als Geschäfsführer bei Ifa in Haldensleben (Landkreis Börde) Ende November nieder. Das teilte der Automobilzulieferer gestern mit. Die Trennung sei von langer Hand vorbereitet gewesen, betonten Gutsche und Sanierungsmanager Arno Haselhorst gleichermaßen.

Robert Gutsche war knapp fünf Jahre im Unternehmen. Zunächst anderthalb Jahre als Finanzchef. Als Geschäftsführer beerbte er 2017 Felix von Nathusius. Ab März 2020 werde er sich einer neuen Herausforderung in Bremen stellen.

Sanierer Haselhorst war auf Druck von Kreditgebern Ende des vergangenen Jahres bei Ifa eingesetzt worden, um den Prozess der Restrukturierung anzuschieben. Ifa war durch schnelles Wachstum und Investitionen unter anderem in ein neues Werk in Polen in finanzielle Schieflage geraten.

Bis Anfang 2022 soll die Ifa-Sanierung noch andauern. Die Suche nach einem Investor ruhe derzeit. Man werde aber bald beginnen, wieder Gespräche mit Interessenten zu führen. Der ganz große Druck, schnellstmöglich einen neuen Gesellschafter zu finden, sei derzeit nicht da.

Ifa hat seine Liquidität schneller stabilisiert als zu Beginn der Sanierung angenommen. So wird der Umsatz im laufenden Jahr zwar von geplanten 730 Millionen Euro auf 680 bis 690 Millionen Euro schrumpfen, der operative Gewinn (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) von 48 Millionen Euro entspreche laut Geschäftsführung allerdings den Prognosen.

Wie hat sich der Autozulieferer bislang neu aufgestellt? Arno Haselhorst sagt, das Unternehmen sei durch das schnelle Wachstum an vielen Stellen ineffizient gewesen. Die Organisation habe nicht Schritt halten können.

Zuletzt wurden die Werke enger miteinander verzahnt. Komponenten die vormals zugekauft wurden, werden nun verstärkt selbst produziert. Wo in den vergangenen Jahren in neue Maschinen und Anlagen investiert wurde, wird jetzt an deren besserer Auslastung gearbeitet.

Ifa hat in den vergangenen Monaten das Management an den Standorten umgekrempelt, das Team muss nun noch ein neuer Finanzchef komplettieren. Eines der Sorgenkinder, das Werk im polnischen Ujest, habe der Autozulieferer besser in den Griff bekommen, heißt es. Ifa produziert dort Seitenwellen für Daimler. Neue Kunden sollen dazukommen.

Bei Daimler lief es in Nordamerika in der Vergangenheit allerdings weniger gut. Bei den im Werk in Alabama gefertigten SUVs hatte das Unternehmen mit Mängeln zu kämpfen. Das Werk des Zulieferers Ifa in Charleston liegt auch deshalb in diesem Jahr deutlich unter den Planzahlen. 80 Mitarbeiter verloren ihre Jobs. An den anderen Standorten von Ifa stehe der Abbau von Arbeitsplätzen hingegen nicht zur Debatte, betont das Unternehmen. Doch die Konjunktur schwächelt, die Quote der Leiharbeiter wurde aufgrund schwächerer Auftragslage auf unter zehn Prozent gesenkt, Schichten wurden reduziert. Ist Kurzarbeit ein Thema? Ja, sagt Noch-Geschäftsführer Robert Gutsche. Allerdings nur, wenn sich die Konjunktur dauerhaft nicht aufhelle. Davon geht er nicht aus. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt.

Für das kommende Jahr rechnet Ifa mit einem geringfügigem Wachstum. Das operative Ergebnis soll bei 70 Millionen Euro liegen. Die Verbindlichkeiten könnten schneller als geplant abgebaut werden. Strategisch wichtig werden soll zukünftig das Werk in China. Von dort aus sollen die Einkaufsaktivitäten in Südostasien gesteuert werden. In der Vergangenheit kaufte Ifa Komponenten vor allem auf dem lokalen Markt ein. Nun will man verstärkt im Ausland fündig werden.

Welche Technologie wird in Zukunft wichtig? Können bestehenden Produkte modifiziert werden, welche Investitionen müssen getätigt werden? Diese Fragen stellt sich der Autozulieferer aus Haldensleben. Auch die Diskussion über E-Mobilität geht intern weiter. Man definiere sich in erster Linie noch als Experte für Längswellen, sagt Arno Haselhorst. Bei SUVs im Premium-Segment liege man unter den Zulieferern weltweit an der Spitze.

Weiter voranschreiten sollen die Planungen auf dem Wachstumsmarkt der Hybridantriebe. Ifa will dort bestehende Produkte verbessern. Auch der Bereich Forschung und Entwicklung soll weiter ausgebaut werden. In Hanau (Hessen) wurde ein Entwicklerteam an einem Standort gebündelt, das sich nur auf Seitenwellen konzentriert. Dafür warb Ifa Experten vom Wellen-Hersteller GKN ab. Neben Daimler wurden bereits andere große Hersteller mit Musterwellen ausgestattet. Die Resonanz ist gut. Noch sei man in dem Bereich ein Newcomer. Doch die Investitionen werden sich früher oder später auszahlen, sind sich die Ifa-Chefs einig.

Und die Ifa-Beschäftigten? Auch sie machen sich Gedanken über die Situation an der Spitze des Unternehmens. Haselhorst wird die Sanierung bis voraussichtlich März 2022 begleiten. Der zukünftige Geschäftsführer dürfte dann schon aus den Reihen eines neuen Gesellschafters kommen.