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Börse Commerzbank wird von Wirecard im Dax abgelöst

Der Zahlungsabwickler Wirecard wird endgültig zum Börsenstar und verdrängt die Commerzbank aus dem Dax. Was steckt hinter der Firma?

06.09.2018, 23:01

München (dpa) l Der Dax-Aufsteiger Wirecard hat seine Zentrale in Aschheim, einem Vorort von München. Ein unscheinbaren Betonbau; kein Glasturm, keine protzige Empfangshalle, wie bei Konzernen üblich.

Dabei ist der Zahlungsdienstleister mit seinen nur 4500 Mitarbeitern an der Börse schon mehr als 23 Milliarden Euro wert – mehr als die Deutsche Bank und mehr als doppelt so viel wie die Commerzbank. Letztere, ein Dax-Gründungsmitglied, muss nun den Platz für Wirecard räumen. Denn Investoren sind geradezu begeistert vom Geschäftsmodell der Bayern.

Wirecard ist im Online-Handel allgegenwärtig, ohne dass es Verbrauchern auffällt. Das Unternehmen ist keine klassische Bank, verfügt aber über eine Banklizenz und verdient Geld mit der Abwicklung von digitalen Zahlungen für Tausende Firmenkunden. Wirecard liefert dafür Schnittstellen und Infrastruktur – ob an der Ladenkasse, über Handy, herkömmliche Computernetzwerke oder Karten. 1999 gegründet, verdiente das Unternehmen anfangs auch Geld mit Zahlungen für Glücksspiel und Pornografie. Solchen Schmuddelecken ist es entwachsen, Wirecard kooperiert mit Konzernen wie der Fluglinie KLM, großen Banken sowie dem Kreditkartenanbieter Visa.

„Ziel des Vorstands ist es, kraftvoll organisch die Welt zu erobern“, verkündete Chef Markus Braun wenig bescheiden im Frühjahr. Er weiß starke Fakten hinter sich: Im ersten Halbjahr flossen Zahlungen in Höhe von gut 56 Milliarden Euro über die Wirecard-Plattform.

Noch wird der Großteil der weltweiten Zahlungen mit Bargeld beglichen. Doch Innovationen wie Zahlen per Smartphone von unterwegs dürften das mittelfristig ändern. Wirecard-Chef Braun glaubt, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren die gesamte Zahlinfrastruktur im Einzelhandel durch digitale Technologie abgelöst wird.

Die Investoren hat Wirecard mit stetig wachsenden Gewinnen verwöhnt. Jüngst wurde die Gewinnprognose erhöht, der Umsatz soll sich bis 2020 auf mehr als drei Milliarden Euro verdoppeln.

Der kometenhafte Anstieg hat indes auch Chef Braun reich gemacht: Er hält gut sieben Prozent der Anteile, ein Paket im Wert von mehr als 1,6 Milliarden Euro. Nun gilt die Aktie als sehr teuer. Wollen die Münchner Anlegerliebling bleiben, darf er nicht nachlassen.