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Datenskandal 87 Millionen Facebook-Nutzer ausgespäht

Der Datenskandal um die Firma Cambridge Analytica weitet sich aus. Es sind weit mehr Nutzerdaten ausgespäht worden, als zuvor angenommen.

05.04.2018, 12:07

Menlo Park (dpa) l Der Facebook-Datenskandal um das Unternehmen Cambridge Analytica zieht weitere Kreise: Die Daten von bis zu 87 Millionen Facebooknutzern könnten auf unrechtmäßige Weise an Cambridge Analytica gelangt sein. Dies teilte das Online-Netzwerk am Mittwoch mit. Bislang war Facebook von rund 50 Millionen betroffenen Nutzern ausgegangen.

Möglicherweise sind auch bis zu 310.000 deutsche Mitglieder des sozialen Netzwerks betroffen. Die meisten geschädigten Nutzer stammen jedoch aus den USA. Hier sieht Facebook potenziell 70,6 Millionen Betroffene. Auf Platz zwei folgen die Philippinen mit etwa1,2 Millionen. In Großbritannien könnten es nahezu 1,1 Millionen sein.

Allerdings geht es auch um die Frage, welche Rolle die Daten von Cambridge Analytica im US-Wahlkampf des damaligen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump gespielt haben. Denn Facebook hatte einräumen müssen, dass Entwickler einer Umfrage-App zahlreiche Informationen von Nutzern an die Analysefirma Cambridge Analytica weitergereicht hatte, die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump gearbeitet hatte. Zudem geht es nicht nur um die Daten der Umfrage-Teilnehmer selbst, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. So lässt sich auch die hohe Zahl der Betroffenen erklären.

An der Umfrage haben sich laut Facebook lediglich 65 Nutzer aus Deutschland beteiligt. Die hohe Zahl, von möglicherweise 310.000 betroffenen deutschen Facebook-Nutzern, kommt durch einen Schneeballeffekt zustande. Ausgangspunkte sind dabei nämlich nicht nur die wenigen deutschen Umfrage-Teilnehmer, sondern auch Facebook-Freunde in den USA und anderen Ländern, die wiederum bei der Umfrage mitgemacht hatten.

Cambridge Analytica betonte, man habe die Facebook-Daten nicht im US-Wahlkampf eingesetzt. Jedoch habe die Firma Trumps Kampagne unterstützt, indem sie gezielt Werbung bei Facebook platzierten, die seine Anhänger mobilisieren und die Befürworter der Gegenkandidatin Hillary Clinton entmutigen sollte.

Facebook wusste bereits seit 2015 von dem Datenmissbrauch, gab sich aber mit der Zusicherung von Cambridge Analytica zufrieden, dass die Daten gelöscht worden seien. So wurden damals keine rechtliche Schritte eingeleitet und auch die Nutzer wurden nicht über den möglichen Datenmissbrauch informiert. Das bezeichnet Facebook inzwischen als Fehler. Mark Zuckerberg, Chef und Gründer von Facebook, betonte, dass die Software-Schnittstellen, die einen so umfangreichen Zugriff auf Nutzerdaten überhaupt möglich machten, bereits 2014 dichtgemacht worden seien.

Zudem schaffte Facebook am Mittwoch die Möglichkeit ab, über Telefonnummern und E-Mail-Adressen nach Nutzer-Profilen zu suchen. Das Online-Netzwerk glaube, dass über diese Funktion öffentlich zugängliche Informationen der Nutzer abgesaugt worden seien. Dazu zählen meist Grund-Informationen wie Profilfoto, Wohnort oder Arbeitgeber.

Doch Zuckerberg zeigt sich sebstkritisch. Facebook habe nicht genug unternommen, um seine Nutzer zu schützen, so der Facebook-Chef. "Das war unser Fehler, das war mein Fehler", sagte er in einer einstündigen Telefonkonferenz mit Journalisten. Er räumte auch ein, dass es falsch gewesen sei, den möglichen Einfluss gefälschter Nachrichten bei Facebook, in Hinsicht auf den Wahlausgang, herunterzuspielen. Zudem hat Facebook weitere Einschränkungen für den Zugang von App-Entwicklern zu Nutzerdaten angekündigt. Dazu gehören unter anderem der Zugang zu Terminen und Informationen über Anrufe auf Smartphones. Außerdem wird es für Mitglieder einfacher, Facebook-Apps zu entfernen.

Am 11. April wird Mark Zuckerberg im US-Kongress zu dem Thema aussagen. Der Datenskandal und die Aufrufe, Facebook nicht mehr zu nutzen, hätten die Nutzung des Online-Netzwerks jedoch kaum gebremst, sagte Zuckerberg. "Ich glaube nicht, dass es einen bedeutenden Effekt gab."