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Elektroauto Daimler auf dem Weg ins E-Zeitalter

Daimler hat das erste Mitglied seiner neuen Elektro-Familie vorgestellt. Das Elektroauto von Mercedes-Benz ist ein wichtiger Gradmesser.

04.09.2018, 23:01

Stockholm/Stuttgart (dpa) l Der Wagen ist bis zum Anschlag aufgeladen – mit Strom, vor allem aber mit Erwartungen. Der EQC von Mercedes-Benz ist nicht irgendein Elektroauto. Er dürfte der Gradmesser dafür werden, ob Daimler jetzt der Sprung ins Zeitalter der Elektromobilität gelingt. Seit Tagen geistert der EQC nun schon durch die sozialen Medien, mal ist ein Blick auf die Heckleuchten zu erhaschen, mal auf Lenkrad oder Felgen. Das komplette Fahrzeug, wie es 2019 auf den Markt kommen soll, stellte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche am Dienstagabend in Stockholm vor.

Der Stuttgarter Autobauer hat sich viel vorgenommen. Unter dem Dach der Marke EQ soll in den kommenden Jahren eine ganze Produktfamilie vom Kompaktwagen bis zum Luxusauto entstehen. Die Milliarden, die Daimler dafür investiert, sind der Einsatz in einem Spiel, von dem noch keiner so genau sagen kann, wie es ausgehen wird.

Lassen sich Elektroautos tatsächlich in großem Stil bauen und verkaufen, zumal in der Oberklasse? Das dürfte außer Daimler auch die Konkurrenz von Audi und BMW interessieren, die bald nachlegen will und muss – auch, um dem kalifornischen Platzhirsch Tesla nicht länger die Schlagzeilen in Sachen Elektromobilität zu überlassen.

„Es ist noch nicht zu spät“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel, der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Mit dem EQC und dem, was die anderen deutschen Hersteller im Köcher hätten, wachse ernstzunehmende Konkurrenz für Tesla heran. Die Marktchancen für Daimler und Co. schätzt Bratzel als durchaus gut ein. „Es ist nicht so, dass da schon alle Züge abgefahren sind.“

Allerdings: Gerade in der Premium-Klasse sei das Thema nicht rechtzeitig und lange nicht mit der nötigen Konsequenz angegangen worden – mit Folgen für das Ansehen der deutschen Autobauer. Deutschland, lange Zeit in Sachen Auto immer das Nonplusultra, sei diesmal eben nicht ganz vorne mit dabei.

Leitmarkt für die Elektromobilität ist man hierzulande ohnehin nicht. Gut 17 200 reine Elektrofahrzeuge wurden im ersten Halbjahr 2018 in Deutschland neu zugelassen, dazu noch knapp 16 700 Hybrid-Autos. Zusammen macht das zwar ein Plus von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einen Marktanteil von immerhin nun 1,8 Prozent, wie Bratzels Institut kürzlich in einer Studie dargelegt hat. Gemessen vor allem an China oder dem europäischen Elektro-Primus Norwegen ist das jedoch allenfalls Durchschnitt.

Den großen Durchbruch der Elektromobilität erwartet Bratzel aber ohnehin erst ab 2020. Dann stehen die Autobauer unter dem Druck, schärfere Grenzwerte für den Ausstoß von Kohlendioxid einhalten zu müssen.