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Export Eiswaffeln aus Gerwisch für China

Sachsen-Anhalts Ernährungswirtschaft streckt die Fühler nach Asien aus. Eine 20-köpfige Delegation ist aus Shanghai zurückgekehrt.

Von Janette Beck 24.11.2018, 01:12

Magdeburg/Shanghai l Wenn das Gute so fern liegt: 8517 Kilometer beträgt die Entfernung von Shanghai nach Magdeburg. Und so hatte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) Freitag nach der Rückkehr aus China auch mit einem Jetlag zu kämpfen. Doch damit konnte er gut leben, denn die Reise ins Land des Lächelns, übrigens die erste eines Wirtschaftsministers aus Sachsen-Anhalt seit 2005, habe sich gelohnt: „Allein schon aufgrund seiner Größe ist der chinesische Markt für unsere Unternehmen hochinteressant.“ Die intensiverten Handelsbeziehungen könnten der Nahrungsmittel-Branche zusätzliche Wachstumsperspektiven bieten „und dazu beitragen, Arbeitsplätze im Land zu sichern und zu schaffen“.

Ziel des Ministeriums sei es gewesen, Unternehmen wie Kathi, Stenger-Waffeln, Wikana-Kekse, Bodeta oder die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut bei der Erschließung des chinesischen Marktes zu unterstützen, ihnen Türen zu einem erfolgreichen Absatz zu öffnen sowie noch reichlich vorhandene Handels-Hemmnisse abzubauen.

Offensichtlich mit Erfolg: „Wir wurden mit offenen Armen empfangen und die Unternehmer hatten viele Chancen, für ihre Produkte zu werben und Kontakte zu knüpfen“, so der Minister. Gerade Unternehmen der Ernährungswirtschaft könnten auf dem chinesischen Markt punkten: „Die Mittelschicht dort legt sehr viel Wert auf eine gesundheitsbewusste Ernährung, ausländische Produkte und eine gute, geprüfte Qualität.“ Und die deutsche Nahrungsmittelindustrie habe einen guten Ruf: „Es gibt viele erstklassige Produkte ,Made in Sachsen-Anhalt‘“, betonte Willingmann. Sein Fazit: Das Interesse war groß und die Handelspartner in spe sind auf den Geschmack gekommen.

Das kann Ralf Stenger bestätigen. Der Geschäftsführer des in Gerwisch produzierenden Stenger-Waffel-Unternehmens hatte Freitag nach seiner Landung in Frankfurt/Main den „ersten kleinen Exklusiv-Vertrag“ mit einem Volumen von 12- bis 15000 Euro im Gepäck: „Ich war auf der Suche nach einem Importeur und habe ihn in Shanghai gefunden.“ Man brauche einfach einen festen Ansprechpartner vor Ort, damit das Geschäft läuft, und vor allem aber die staatlichen Prüfungen und Kontrollen funktionieren: „Mit Beziehungen und einem Partner dauert alles nur drei, vier Tage – von Deutschland aus drei, vier Wochen.“

Vor allem seine farbigen Spezial-Waffeln trafen den Geschmack der Chinesen: „Die stehen hier nun mal auf bunt und extravagant.“ Und noch zwei weitere Dinge kommen ihm zugute: „Viele Einheimische trauen ihren eigenen Produkten nicht. ,Made in Germany‘ – das Siegel spricht dagegen für Qualität und gibt ihnen Sicherheit“, so Stenger. Und: Während in Deutschland nur im Sommer „Eiszeit“ ist und der Absatz boomt, ist in China „aufgrund der riesigen Größe irgendwo immer Sommer“. Sprich: Eis hat ganzjährig Saison.

Und so geht, wenn denn das Geld aus Asien den Weg auf das Firmenkonto gefunden habe, der erste Schiffs-Container mit rund 150.000 Stenger-Waffeln schon auf die Reise. Stenger: „Wenn alles gut geht, gibt es in Shanghai Ende Februar das erste Eis in bunten Waffeln aus Gerwisch – damit hätten wir ein absolutes Alleinstellungmerkmal, das macht uns stolz.“

Das beste Beispiel aus Sachsen-Anhalt, wie sich ein Geschäft in China entwickeln kann, ist die Wernigeröder Krebs & Aulich GmbH. Nach eigenen Angaben Marktführer für Prüfstände in der Automobil-Entwicklung, wurde durch Willingmann während der Reise der Standort in Shanghai eröffnet. „Wir sind seit 2016 in China aktiv auf dem Markt unterwegs, seitdem hat sich unser Umsatz dort verfünffacht. Das entspricht rund 15 Prozent des Gesamtumsatzes“, erklärt Dr. Martin Sobczyk der Volksstimme. Sein Ziel sei es, weiter zu expandieren, denn: „Produkte ,Made in Germany‘ sind in China sehr gefragt. Das Potenzial gilt es zu nutzen.“

Genug Luft nach oben scheint es zu geben: Im vergangenen Jahr exportierten hiesige Unternehmen Waren im Wert von 778 Millionen Euro nach China, eingeführt wurden indes Produkte aus der Volksrepublik für 1,5 Milliarden Euro.