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Landeserntedankfest Landwirtschaft zum Anfassen

Das 21. Landeserntedankfest lockte am Wochende rund 32.000 Besucher in den Magdeburger Elbauenpark.

Von Christian Bark 21.09.2015, 01:01

Magdeburg l Wann hat man schon mal die Gelegenheit, in einem hoch modernen Mähdrescher zu sitzen, mit einem Greifarm Baumstämme übereinander zu stapeln oder einen Wüstenbussard zu streicheln? Beim 21. Landeserntedankfest im Magdeburger Elbauenpark konnten Besucher dies und vieles mehr ausprobieren. 220 Aussteller präsentierten den rund 32.000 Besuchern, die am Wochenende über das gut fünf Hektar große Areal flanierten, Landwirtschaft zum Anfassen.

„Uns war es wichtig, dass die Besucher nicht nur beobachten, sondern auch aktiv mitmachen und Action erleben konnten“, sagte Petra Seidel von der Agrarmarketinggesellschaft (AMG), die das Fest seit mehreren Jahren organisiert. So war ein Blick in einen 573 PS starken Mähdrescher oder einen gut 18 Tonnen schweren Tragschlepper möglich.

Besagter Tragschlepper kommt in der Forstwirtschaft zum Einsatz. Mit seinem Greifarm kann er Baumstämme bewegen ohne andere Bäume zu beschädigen. „Die Ansprüche an die Technik werden immer höher“, erklärte Burkhard Schröter von der Arbeitsgemeinschaft für forstwirtschaftliche Leistungen (AfL). Mit der auf dem Erntedankfest stattfindenden Landesmeisterschaft im Holzstapeln und -verladen wollten die Veranstalter zeigen, wie präzise die riesigen Maschinen mittlerweile arbeiten können. Im Geschicklichkeitswettbewerb spielten die riesigen Greifer eine Art Halma mit meterlangen Baumstämmen. Die Technik hat ihren Preis: Etwa 300.000 Euro kostet so ein Tragschlepper.

Schröter und seine Kollegen beantworteten den Besuchern auch Fragen rund um die Forstwirtschaft. „Viele Leute wissen nicht, wie wichtig der Bereich für Sachsen-Anhalt ist“, sagte Schröter. Immerhin rund 20.000 Menschen biete der Zweig einen Job im Land. Bundesweit erwirtschafte die Branche mehrere Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.

Im Fokus der Aussteller stand auch der Nachwuchs. Was die Forstarbeiter in ihren großen Maschinen leisten, konnten die Jüngsten an einem Miniaturgreifarm ausprobieren. Dabei versuchten sie, mehrere Holzklötze übereinander zu stapeln. „In diesem Jahr sieht es mit Lehrlingen gut aus“, sagte Falko Schlüter vom Forstlichen Bildungszentrum Magdeburgerforth, wo Lehrlinge ausgebildet werden. Trotzdem müsse weiter auf die jungen Leute zugegangen werden, da der Altersdurchschnitt in der Branche in den vergangenen Jahren stetig angestiegen sei.

Wenige Meter weiter konnten die Besucher einiges über das Jagdverhalten von Greifvögeln erfahren. Wer sich traute, konnte auch eines der Tiere wie zum Beispiel einen Wüstenbussard streicheln. Überhaupt war den Veranstaltern die Nähe der Besucher zu den Tieren, aber auch zu deren realen Lebensbedingungen in der Landwirtschaft wichtig, wie Petra Seidel betonte.

Aus diesem Grund machte auf dem Fest erstmals ein mobiler Schweinestall Station. Darin befand sich auch Spielzeug für die Tiere, an dem sie knabbern oder sich wetzen konnten. „Das ist kein Luxus, sondern Kalkül“, erklärte Heidrun Spengler-Knappe vom Schweinewirtschaftsverband Sachsen-Anhalt (SWV). Dann würden die Tiere nicht ihre Artgenossen anknabbern und seien ausgelasteter. „Schweine brauchen eben auch Beschäftigung“, so Spengler-Knappe.

„Unser Anliegen ist es, die Leute mit der Landwirtschaft vertraut zu machen, ihnen Basiswissen zu vermitteln und Vorurteile abzubauen“, sagte Christian Apprecht vom Landesbauernverband. Häufig hätten ihn Leute auf die niedrigen Milchpreise angesprochen und Verständnis für die Milchbauern entgegengebracht. „Es fängt aber damit an, ob ich die Billigmilch beim Discounter kaufe oder die Angebote regionaler Erzeuger nutze“, habe er entgegnet.

Kulinarische Köstlichkeiten und jede Menge Reiseinfos gab es im sogenannten Europadorf. Dort stellten sich osteuropäische Länder dem Publikum aus Sachsen-Anhalt vor. Neu dabei waren in diesem Jahr die Länder Slowenien und Rumänien.

Bei den Landwirtschaftsmaschinen demonstrierte Christian Ebert von der Fahrzeugbau und Landtechnik Wanzleben, was er mit einem Hochlader so alles drauf hatte. Den Besuchern bot sich ein Spektakel wie bei „Wetten, dass ...?“, als Ebert mit dem Fahrzeug eine Flasche Bier öffnete und den Gerstensaft passgenau in ein Glas umfüllte.