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Libra Facebooks Währung ist umstritten

Facebook will die Digitalwährung Libra an den Start bringen und so eine Konkurrenz zu Dollar, Euro und Co. aufbauen. Was Ökonomen fürchten.

28.06.2019, 23:01

Berlin (dpa) l Facebook hat am vor wenigen Tagen ein Konzept für die neue globale Digitalwährung Libra vorgestellt. Inzwischen haben sich Experten das Konzept genauer angeschaut, sodass nun wichtige Fragen zu Libra beantwortet werden können – bis hin zu möglichen Gefahren für das Finanzsystem und die Daten von Millionen Kunden.

Wann wird Libra starten?
Der offizielle Start ist in der ersten Jahreshälfte 2020 vorgesehen. Aber selbst Facebook-Manager räumen inzwischen ein, dass bis dahin noch viele regulatorische und rechtliche Fragen geklärt sein müssen.

Wie kann Libra genutzt werden?
Wie bei anderen Kryptowährungen auch, benötigt man eine digitale Geldbörse („Wallet“). Facebook wird mit "Calibra“ eine eigene Wallet herausbringen. Sie wird als eigenständige App funktionieren, aber auch in WhatsApp und den Facebook Messenger integriert werden. Die Anwender können Libra mit klassischen Währungen wie Dollar, Euro oder Yen bei autorisierten Tauschbörsen kaufen – und auch wieder zurück.

Welchen Vorteil haben Anwender überhaupt, wenn sie Libra einsetzen?
In der ersten Phase richtet sich Libra vor allem an Menschen, die über Ländergrenzen hinweg Geld überweisen wollen und dafür bislang im klassischen Finanzsystem horrende Gebühren bezahlen. Ein anderes Anwendungsszenario ist die schnelle Überweisung von Geld unter Freunden, etwa beim Aufteilen einer Restaurant-Rechnung. 

Was halten Europas Währungshüter von sogenannten Krypto-Währungen?
Schon zum Bitcoin-Hype hatten Notenbanker eine klare Meinung: Eine richtige Währung seien solche Krypto-Token nicht, es fehle die Kontrolle durch eine Zentralbank oder einen Staat, sagte etwa EZB-Präsident Mario Draghi. Indes sei die dahinter stehende Blockchain-Technologie „recht vielversprechend“, weil sie etwa erlaube, Rechnungen direkt nach Erhalt automatisch zu begleichen. Etliche Notenbanken experimentieren mit Blockchain. 

Ist Libra überhaupt eine „Facebook-Währung“?
Facebook hat das Konzept vorangetrieben und die erste Phase der Entwicklungsarbeiten finanziert. Verantwortlich für Libra wird aber eigenes Konsortium sein, die Libra Association. Dem Verein gehören 28 Unternehmen aus der Tech- und Finanzbranche an, darunter Uber, Paypal, Visa, Masterdard, Vodafone und Spotify. Mit dabei sind aber auch gemeinnützige Unternehmen wie Kiva. Die Organisation aus den USA organisiert die Vergabe von Mikrokrediten in Entwicklungsländern.

Bekommt Facebook mit Libra Einblick in die Finanztransaktionen?
Facebook bekommt tatsächlich mit, wenn über Calibra, WhatsApp oder den Messenger Geld übertragen wird. Das Netzwerk verspricht allerdings, die Finanzinformationen seiner Nutzer getrennt zu halten und auch nicht für eine gezielte Werbung zu nutzen. 

Und was meinen die klassischen Banken?
Bislang halten sich die großen Banken mit öffentlichen Stellungnahmen zurück. Aber es gibt auch Finanzexperten, die jetzt schon Klartext sprechen und den Vorstoß zu einer digitalen Weltwährung massiv kritisieren: „Facebook hat natürlich noch ein anderes Ansinnen“, meint Robert Halver von der Baader-Bank. „Wenn man von Milliarden Kunden Daten bekommt, wie sie im Internet unterwegs sind, wofür sie Geld ausgeben, Kredite aufnehmen usw., dann ist die Datenkrake, die wir bis jetzt haben, nur ein kleines Schmusetier.“

Kann Libra von Kriminellen missbraucht werden?
Ja, zumindest sieht Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling diese Gefahr: „Zum Beispiel dürfen solche Plattformen nicht ein neuer Marktplatz werden, um Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung zu tätigen“, warnte Wuermeling in einem „FAS“-Interview. Nach Einschätzung von Bafin-Präsident Felix Hufeld wären Politik, Aufseher und Notenbanken in verschiedensten Bereichen – von der Währungspolitik bis zur Geldwäsche – gefordert, sollte Libra sich durchsetzen. Grundsätzlich stelle sich die Frage: „Wie kann man die staatliche Kontrollfähigkeit in der digitalen Welt gewährleisten?“, sagt Hufeld.

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