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Startups Gründer plündern ihr Sparschwein

Junge Unternehmen finanzieren die ersten Jahre vor allem mit eigenem Geld. Das geht aus der Befragung eines Verbandes hervor.

15.11.2016, 23:01

Magdeburg/Halle l Minuten entscheiden über Millionen: Junge Unternehmer werben mit kurzen Präsentationen – sogenannten Pitches – vor Investoren um Kapital. Damit das besser funktioniert, bereitet Christoph Sollich die Startups auf diese Situationen vor. Sollich ist „The Pitch Doctor“. Deutschlandweit hat er mehreren Hundert Unternehmen mit seinen Tipps zu mehr Geld verholfen. Vor allem in Berlin sitzen seine Kunden. In Sachsen-Anhalt finanzieren junge Unternehmer die ersten Jahre ihrer Firmen stattdessen vor allem mit Erspartem. Das ist das Ergebnis einer Befragung des Verbandes der IT- und Multimediaindustrie Sachsen-Anhalt (VITM) unter 34 IT- und Internet-Startups. „Junge Menschen gründen ihr IT-Unternehmen vor allem mit eigenem Geld“, sagte der Vorsitzende des VITM, Marco Langhof, am Dienstag in Halle.

Stefan Langer hat zusammen mit seinen Gesellschaftern 25 000 Euro aufgebracht, als er vor zwei Jahren die Software-Firma „in4s“ gründete. „Das Stammkapital kam aus der eigenen Tasche“, sagt der 35 Jahre alte Gründer. Vor allem Aufträge der Universität hielten sein Startup im ersten Jahr über Wasser. Mittlerweile hat Langer zusammen mit Partnern aus Frankfurt am Main eine Tochterfirma gegründet, in der auch das Geld eines Investors steckt.

In Sachsen-Anhalt sind diese Geldgeber dagegen rar gesät: Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften hat festgestellt, dass 2015 nur 0,6 Prozent des deutschlandweit investierten Risikokapitals nach Sachsen-Anhalt geflossen sind. Das Bundesland versucht, diese Lücke zu schließen: Mit staatlichem Risikokapital fördert die Landesregierung seit Jahren innovative Unternehmen und Produkte – allerdings in bescheidenerem Ausmaß als das wohl große Investoren könnten. Aus verschiedenen Fördertöpfen stehen bis 2020 zudem mehr als 80 Millionen Euro zur Verfügung, um jungen Firmen einen Schub zu verleihen. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass Fördermittel häufig nicht abgerufen wurden. Das sollen vor allem die Gründerzentren an den Universitäten und Hochschulen des Landes ändern. Hier sollen gute Ideen zu profitablen Geschäftsmodellen werden.

„Wir haben in Sachsen-Anhalt alle Hebel in der Hand, um erfolgreich zu sein“, sagt Verbands-Chef Marco Langhof. Dank der Studie weiß er jetzt, wo der Schuh bei den IT-Startups drückt. Eine Hausaufgaben-Liste (siehe Infokasten) soll in den kommenden Jahren Verbesserungen bringen. Die IT-Industrie ist eine der Wachstums-Branchen im Land. 2015 erzielten die Unternehmen einen Umsatz von rund 2,2 Milliarden Euro und beschäftigten fast 15 000 Mitarbeiter.