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Tarifverhandlungen Durchbruch mit historischem Charakter

Die Verhandlungspartner der Metall- und Elektroindustrie haben einen Durchbruch erzielt: Es gibt mehr Geld in zwei Stufen.

13.05.2016, 06:45

Köln (dpa) l Der Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie ist beigelegt. Arbeitgeber und IG Metall in Nordrhein-Westfalen einigten sich in Köln auf einen neuen Tarifvertrag. Der rückwirkend vom 1. April geltende Vertrag sieht zunächst eine Einmalzahlung von 150 Euro für den Juni vor. Danach greift am 1. Juli die erste Stufe von 2,8 Prozent. Die zweite Stufe von 2,0 Prozent gilt dann ab dem 1. April 2017 bis zum Jahresende.

IG Metall und Arbeitgeber einigten sich in der Nacht auf Freitag in Köln zudem auf Ausnahmeregeln für wirtschaftlich schwächere Unternehmen, wie beide Seiten in Köln mitteilten. Darüber sollen dann aber nicht Betriebsrat und Unternehmen, sondern die Gewerkschaft und der Arbeitgeberverband vor Ort verhandeln. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 21 Monaten.

Der Abschluss von Nordrhein-Westfalen soll auf die übrigen Tarifgebiete übertragen werden. Mit der nun erzielten Einigung wurde eine Eskalation des Tarifkonflikts kurz vor dem Pfingstwochenende abgewendet. Die IG Metall hatte schon vor Tagen eine Ausweitung des Arbeitskampfes in der kommenden Woche angekündigt, einschließlich der neuartigen Tagesstreiks, falls es bei den Verhandlungen in Köln zu keiner Annäherung kommen sollte.Details der Abmachung wurden zunächst nicht bekannt; sie sollen auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz bekannt gegeben werden. Die Vereinbarung werde von allen Tarifbezirken übernommen, sagte ein Sprecher des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. In dem größten deutschen Wirtschaftszweig arbeiten 3,8 Millionen Menschen.

Beide Seiten bewerteten den Abschluss positiv. "Das ist ein Abschluss mit Pilotcharakter. Die Beschäftigten bekommen eine deutliche Erhöhung der Realeinkommen und damit einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg", erklärte der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann. Der NRW-Arbeitgeberpräsident und Verhandlungsführer Arndt Kirchhoff betonte die Ausnahmeregeln für schwächere Betriebe. Der Abschluss sei ein "Türöffner
für einen Wiedereinstieg in die innovative Tarifpolitik."

Der Abschluss sei ein solider Dreiklang aus akzeptabler Lohnerhöhung, betrieblicher Flexibilität und langer Laufzeit, erklärte Gesamtmetall-Chef Rainer Dulger. Damit habe man erreicht, dass die Belastung der Unternehmen deutlich unter den Vorjahren liegt, dass die Laufzeit deutlich länger ist und dass den Unternehmen die Möglichkeit gegeben wird, Teile des Abschlusses zu differenzieren.

Ursprünglich hatte die IG Metall 5 Prozent mehr Geld innerhalb einer einjährigen Laufzeit gefordert. Die Arbeitgeber boten zunächst für 24 Monate Entgelterhöhungen in zwei Stufen, die sich auf 2,1 Prozent summieren, plus einer Einmalzulage von 0,3 Prozent geben. Außerdem haben die Arbeitgeber Sonderregelungen für wirtschaftlich schwache Betriebe vorgeschlagen.