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Volkswagen VW-Chef Müller hält Diesel für unverzichtbar

Beim Aktionärstreffen in Hannover verteidigt VW-Chef Müller die in Verruf geratenen Verbrennungsmotoren.

10.05.2017, 23:01

Hannover l Bis zum Jahr 2022 will der Volkswagen-Konzern rund zehn Milliarden Euro in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren investieren. Das kündigte VW-Vorstandschef Matthias Müller bei der Jahreshauptversammlung des Unternehmens am Mittwoch in Hannover an. Demnach sollen Benzin- und Dieselmotoren in den kommenden fünf Jahren zehn bis 15 Prozent sauberer und effizienter werden.

Vor den rund 3000 Aktionären betonte Müller zunächst: „Die Zukunft fährt elektrisch, bis 2025 wollen wir bei der Elektromobilität weltweit führend werden.“ Er stellte aber klar: „Klassische Motoren bleiben auf absehbare Zeit unverzichtbar. Das gilt – allen lauten Diskussionen zum Trotz – auch und gerade für den Euro-6-Diesel.“

Müller reagierte damit auf die anhaltende Debatte um die Zukunft von Diesel-Motoren in Deutschland, die sich seit dem Skandal bei VW entwickelt hatte. Umweltschützer bemängeln, dass die herkömmlichen Antriebe noch immer zu viel Kohlendioxid und Stickoxide ausstoßen und die Hersteller darüber nur unzureichende Angaben machen würden. Das grün regierte Baden-Württemberg plant gar zeitweise Fahrverbote für Dieselautos in Stuttgart.

Ein endgültiges Aus für den Diesel in Deutschland würde jedoch alle Autohersteller vor enorme Probleme stellen. Denn Benzinmotoren stoßen mehr Kohlendioxid aus als Dieselantriebe. Sollten die Kunden nur noch Benziner kaufen, würden die Hersteller die vorgeschriebenen Emmissionsgrenzen für ihre Fahrzeugflotten nicht mehr einhalten können.

Zwar will VW künftig mehr als drei Millionen Elektroautos pro Jahr auf den Markt bringen, die eine günstigere Ökobilanz hätten. Doch werden nach Prognose des Unternehmens Akzeptanz und Absatzzahlen für die E-Fahrzeuge nur sehr langsam steigen. VW rechnet damit, dass selbst im Jahr 2025 noch drei von vier Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotoren angetrieben werden.

„Um bezahlbare, nachhaltige Mobilität für viele möglich zu machen, werden wir also weiter das gesamte Antriebsspektrum bespielen“, betonte Müller. Er zeigte sich dabei optimistisch, dass es dem Konzern gelingen werde, auch die herkömmlichen Antriebe sauberer zu machen: „Der Diesel bietet auch 124 Jahre nach seiner Erfindung noch große Möglichkeiten – wir werden sie ausschöpfen.“

An seiner Elektro-Strategie will der VW-Konzern allerdings auch festhalten. Bis 2025 beabsichtigt der Autobauer, rund 30 reine Elektroautos auf den Markt zu bringen und zum weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität aufzusteigen. Um das Problem fehlender Ladestationen mittelfristig in den Griff zu bekommen, will VW gemeinsam mit BMW, Daimler und Ford ein Netz von Elektrotankstellen in Europa aufbauen. Bis 2020 soll es Tausende solcher Stationen geben.

Nach turbulenten Aktionärstreffen in den vergangenen Jahren ging es am Mittwoch in Hannover relativ friedlich zu. VW-Chefaufseher Hans Dieter Pötsch entschuldigte sich noch einmal für die Diesel-Manipulationen. „Wir haben aus der Dieselkrise gelernt“, betonte Pötsch. „Inzwischen können wir wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken.“

Mit Blick auf die laufenden Geschäfte erklärte VW-Chef Müller, „2017 wird noch besser als 2016“. VW hatte im vergangenen Jahr trotz Milliarden-Belastungen durch die Diesel-Krise einen überraschend hohen Gewinn von mehr als sieben Milliarden Euro erwirtschaftet und war mit 10,3 Millionen verkauften Fahrzeugen zum weltgrößten Autobauer aufgestiegen.

Zu Jahresbeginn konnte VW erneut einen überraschenden Gewinn-Sprung verbuchen. Analysten gehen insofern davon aus, dass Volkswagen seine Spitzenposition in der Welt verteidigen wird.