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Währung Notenbanken im Krisenmodus

Die Sorge vor wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie wächst. Die US-Notenbank FED senkt den Leitzins.

Von Jörn Bender und Friederike Marx 03.03.2020, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Die rasante Ausbreitung des Corona-Virus rund um den Globus alarmiert die Notenbanken. Die Aktienmärkte sind abgestürzt, die Sorgen vor einem Einbruch der Konjunktur sind groß. Einzelne Zentralbanken – darunter auch die mächtige US-Notenbank – haben bereits mit Stützungsaktionen begonnen. Die Europäische Zentralbank (EZB) erklärte, dass sie notfalls zum Handeln bereit wären.

Einzelne Notenbanken haben bereits reagiert – wie genau?
Die US-Notenbank Federal Reserve senkte am Dienstag überraschend den Leitzins. Im asiatischen Raum haben mehrere Notenbanken Maßnahmen ergriffen, um die Finanzmärkte zu stabilisieren. Die japanische Zentralbank versorgt Geschäftsbanken über den übergangsweisen Ankauf von Staatsanleihen im Wert von 500 Milliarden Yen (etwa 4,2 Mrd.Euro) mit Zusatzliquidität. Mit Zinssenkungen reagierten die Notenbanken von Indonesien, Malaysia und Australien.

Was tun die Zentralbanken im Euroraum und in den USA?
Die EZB versicherte, sie beobachte die wachsende Unsicherheit und steigende Risiken für die Konjunktur genau. „Wir sind bereit, bei Bedarf geeignete und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die den zugrundeliegenden Risiken angemessen sind“, erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Auch die Bank of England stellte geldpolitische Hilfen in Aussicht. Am Dienstag bekundeten zudem die Finanzminister der führenden westlichen Industrieländer (G7) ihren Willen, gegen wirtschaftliche Folgen der Coronavirus-Krise vorzugehen. Die Staaten seien bereit, „alle geeigneten politischen Instrumente“ einzusetzen, um eine Absicherung gegen Abwärtsrisiken zu erreichen.

Welche Instrumente stehen den Notenbanken zur Verfügung?
Die Notenbank könnte mehr Geld in den Kauf von Anleihen stecken. Eine weitere Option sind Zinssenkungen. Es ist allerdings nicht ausgemacht, dass eine weitere Verringerung der bereits historisch niedrigen Zinsen im Euroraum den Konsum ankurbeln würde.

Was würde ein Eingreifen von EZB, Fed und Co. bringen?
Angesichts der Flut an Zentralbankgeld, die es seit Jahren gibt, hätte eine womöglich abgestimmte Aktion der großen Notenbanken vor allem beruhigende Wirkung. Die Zentralbanken würden demonstrieren, dass sie handlungsfähig sind. DIW-Präsident Marcel Fratzscher hält die Einflussmöglichkeiten der Geldpolitik allerdings für begrenzt, denn das größte wirtschaftliche Problem ist ein Zusammenbrechen der globalen Wertschöpfungsketten und das fehlende Vertrauen von Konsumenten.“

Wäre aktuell nicht eigentlich die Politik am Zug?
Ökonomen halten ein Gegensteuern der Politik für sinnvoll. „Eine größere Stabilisierungswirkung wird erreicht, wenn fiskalpolitische Maßnahmen wie etwa Notkredite und Garantien für direkt von der Krise betroffene Unternehmen dazukommen“, argumentiert Ifo-Chef Fuest.

Wann haben die Notenbanken zuletzt gemeinsam gehandelt?
Terror in den USA, Lehman-Pleite, Euro-Schuldenkrise – so verschieden die Anlässe waren, so entschlossen agierten die Zentralbanken. Gemeinsam stemmten sie sich gegen Panik an den Finanzmärkten und einen konjunkturellen Absturz. Wenige Tage nach den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 senkten Fed und EZB abgestimmt ihre Leitzinsen. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers pumpten große Zentralbanken zunächst frische Milliarden ins Finanzsystem, weil Banken sich aus Misstrauen untereinander kaum noch Geld liehen und ein Versiegen der Kreditströme drohte. Dann senkten EZB, Fed, Bank of England und weitere Zentralbanken im Krisenherbst 2008 in einer konzertierten Aktion auch noch ihre Leitzinsen