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Wirtschaft Neuer Schwung für Handel mit USA

Firmen in Sachsen-Anhalt erhofft sich von Joe Biden verlässlichere Politik und mehr Dialog

Von Massimo Rogacki 13.11.2020, 00:01

Magdeburg l Die Zeiten in den USA bleiben unruhig. Amtsinhaber Trump will nicht weichen, Wahlsieger Joe Biden bereitet sich aufs Regieren vor. Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt verknüpft mit Biden Hoffnungen auf eine Entspannung der Beziehung der USA mit Europa.

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg, Klaus Olbricht, erwartet, dass sich wieder „eine Tür für wirtschaftliche Beziehungen zum beiderseitigen Nutzen“ öffnet. Von dem „Bekenntnis zu einem offenen Welthandel“ könne Sachsen-Anhalt als Exportland profitieren. Olbricht ist allerdings skeptisch, dass sich die großen internationalen Handelskonflikte unter Biden über Nacht auflösen werden.

Firmen aus Sachsen-Anhalt exportierten im vergangenen Jahr Waren im Wert von 844 Millionen Euro in die USA. 2015 hatten die Ausfuhren mit 1,07 Milliarden Euro einen Höchststand erreicht. Nach Rückgängen in den beiden Folgejahren, zogen die Exporte wieder an. Im Ranking der Exportländer lagen die USA 2019 auf Platz 9.

Ausgeführt werden vor allem Halbzeuge aus Kupfer und Kupferlegierungen, pharmazeutische Grundstoffe, Fahrgestelle, Karosserien, Motoren, Teile und Zubehör für Kraftfahrzeuge, Glaswaren und Kunststoffe

Beim Magdeburgér Helm-Spezialisten Schuberth hofft man darauf, dass sich mit Biden die politische Situation endgültig kläre und sich eine stabile Basis für das Geschäft ergibt. „In den letzten Wochen vor der Wahl haben wir die Unsicherheit gespürt“, sagt Schuberth-Geschäftsführer Christoph Klotzbach. Die USA seien für die Produkte von Schuberth ein wichtiger Absatzmarkt. Seit 2010 betreibt das Unternehmen einen eigenen Vertriebs- und Servicestützpunkt in Kalifornien. Neben den Motorradhelmen, die man bereits erfolgreich verkaufe, will Schuberth in den USA zukünftig in den Segmenten Sicherheit und Rennsport wachsen.

Für Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) macht der versöhnliche Ton bei Joe Biden Hoffnung, dass Konflikte nicht weiter eskalieren und entschärft werden. Er setze auf einen neuen Umgangston. „Auch wenn Handelskonflikte nicht über Nacht ausgeräumt werden können und die Corona-Pandemie empfindliche Rückgänge im Handel ausgelöst hat, bin ich optimistisch, dass sich die Handelsbeziehungen zwischen Sachsen-Anhalt und den USA in den kommenden Jahren weiter festigen werden“, so Willingmann. Die USA seien für Sachsen-Anhalt nach China der zweitwichtigste Markt außerhalb der EU.

Für den ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau sei der Wahlsieg von Joe Biden eine gute Nachricht, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) Ost. „Wir erwarten eine berechenbarere, verlässlichere Politik, die geprägt ist von Kooperation anstatt von Konfrontation und die auch die Partner in Europa wieder stärker einbindet“, so Köhn.

So werde etwa die europäische Investitionsgüterindustrie von Bidens kurzfristigen 2000 Milliarden Dollar umfassenden Konjunkturprogramm für den Ausbau der Infrastruktur, Digitalisierung und erneuerbaren Energien profitieren.

Zu erwarten sei aber, dass Biden „zumindest teilweise die protektionistische Handelspolitik“ von Trump fortsetzen werde. Der VDMA setze Hoffnungen auf ein neues bilaterales Handelsabkommen zwischen den USA und der EU. Handelsschranken, Strafzölle und Drohungen - dafür dürfe nun kein Platz mehr sein.

Die Firma Böhnke & Luckau entwickelt und baut an ihrem Standort in Wernigerode Maschinen und komplette Anlagen für die Schokoladenindustrie und liefert sie weltweit aus.

Maschinen gehen unter anderem an die Firma Hersheys, eines der größten Schokoladen-Unternehmen der Welt und Marktführer in Amerika. „Die USA sind ein wichtiger Partner, aber mit Trump war es kompliziert“, sagt Sales-Manager Gareth Boreham. Strafzölle und handelspolitische Störfeuer hätten in den Jahren der Trump-Regierung Kunden verunsichert. Wie es unter Joe Biden wird, sei derzeit noch Spekulation, sagt Boreham. Er ist aber optimistisch, dass sich die transatlantischen Beziehungen wieder stabilisieren. Boreham erwartet, dass die Verkäufe von Böhnke & Luckau in ihrem Marktsegment zulegen.