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Telefonieren Das Festnetz ist nicht totzukriegen

In immer weniger Haushalten finden sich noch Festnetztelefone. Ihren Platz hat oft das Smartphone als universelle Kommunikationsplattform eingenommen. Doch im Homeoffice erlebt Festnetztelefonie ein Revival.

Von Claudius Lüder, dpa 08.10.2020, 03:17

Berlin (dpa/tmn) - Die Telefoniegewohnheiten der Deutschen haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Während Festnetztelefonate zurückgegangen sind - von 193 Milliarden Minuten im Jahr 2010 auf 94 Milliarden Minuten 2019 -, legte die Smartphone-Telefonie nach Zahlen der Bundesnetzagentur auch zuletzt sogar immer noch leicht zu.

Ausgedient hat der gute alte Festnetzanschluss deswegen aber noch lange nicht. "Vor allem in vielen Geschäftsbereichen und Büros ist er kaum wegzudenken, um verlässlich erreichbar zu sein", sagt Arne Düsterhöft vom Verbraucherportal "Finanztip.de". Die Verlässlichkeit der Anschlüsse sei ein Grund, um auch im Privathaushalt nicht darauf zu verzichten.

"Auch wenn sich die Sprachqualität in den Handynetzen in den letzten Jahren stetig verbessert hat, lässt der Empfang gerade auf dem Land streckenweise immer noch zu wünschen übrig. Ist der nächste Sendemast zu weit entfernt oder die eigene Wohnung zu verwinkelt, verstehen wir den Gesprächspartner am anderen Ende nur noch abgehackt", sagt Düsterhöft.

Festnetz-Telefonie ist meist im Paket drin

Die Gründe, aufs Festnetztelefon zu verzichten, mögen vielfältig sein. Finanzieller Natur sind sie aber sicher nicht: "Man kann sich ja kaum dagegen wehren, denn so ein Anschluss ist immer noch Bestandteil fast aller Internetanschlüsse, sagt Markus Weidner vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de". Unterm Strich erzeugt der Telefonanschluss keine oder nur sehr geringe Mehrkosten.

Ein guter Grund für die Festnetznummer sei zudem die Erreichbarkeit bei eventuellen Störungen. "Gibt es mit dem Mobiltelefon Probleme oder eine Netzstörung, ist das Festnetz immer noch ein Weg, um erreichbar zu bleiben oder eben auch den Mobilfunkanbieter anzurufen", so Weidner.

Klassische Telefonanschlüsse auf analoger oder ISDN-Basis sind nach Zahlen der Bundesnetzagentur so gut wie ausgestorben: Gab es davon 2015 noch 16,2 Millionen, waren es 2019 nur noch 0,7 Millionen. Der Grund dafür ist eine Umstellung, die quasi alle Anbieter vorgenommen haben: Sie realisieren die Telefonanschlüsse nun übers Internet, wodurch die Anschlüsse auch flexibler nutzbar sind - etwa über den Router und beliebige, daran angeschlossene Telefone, über spezielle Internettelefone oder sogar ortsunabhängig mit dem Smartphone.

DECT-Telefone sind populär

Als Telefon-Endgeräte für daheim sind insbesondere Mobilteile gefragt, die sich über den Funkstandard DECT mit ihrer Basis verbinden. "DECT-Telefone haben sich seit Jahren bewährt, moderne Endgeräte arbeiten meist strahlungsarm und sind in der Regel so konzipiert, dass man auch untereinander telefonieren kann, wenn mehrere Handapparate angeschlossen sind", erklärt Wolfgang Pauler vom "Chip"-Fachmagazin.

Oft geht es auch ohne eigene DECT-Basis: "Große Hardwarepakete kann man sich meist sparen, denn viele Router-Hersteller haben die DECT-Basisstation bereits im Router-Gehäuse integriert, so dass dann nur noch die Handapparate angemeldet werden müssen", erklärt Pauler.

Viele Router-Hersteller bieten sogar Apps, die das Smartphone zum Festnetz-Mobilteil machen. In diesem Fall verbindet sich das Smartphone dann nicht per DECT-Funk mit dem Router, sondern per WLAN. Insofern ist diese Lösung besonders interessant für alle, die keinen Router mit integrierter DECT-Basisstation besitzen.

Telefongroschen ist überflüssig geworden

Kosten für Telefonanrufe spielen eine immer geringere Rolle, weil Flatrates für Inlandsgespräche inzwischen Bestandteil vieler Festnetz-Tarife für Internet und Telefon sind. Wer oft ins Ausland und hier insbesondere ins Nicht-EU-Ausland telefoniert, kann unter Umständen über Call-by-Call-Vorwahlnummern Geld sparen, sagt Weidner. Call-by-Call ist aber nur bei Telekom-Anschlüssen möglich.

Was die Qualität der Telefonanrufe betrifft, haben die Mobilfunkanbieter inzwischen zum Festnetz aufgeschlossen. "Provider wie die Telekom oder Vodafone ermöglichen Handygespräche mit dem Sprachcodec Enhanced Voice Services (EVS), der einen deutlich größeren Frequenzbereich abdeckt.

"Telefonate mit dieser Technik sind so glasklar, als ob der Gesprächsteilnehmer neben einem steht", sagt Weidner. Voraussetzung sei jedoch immer, dass beide Teilnehmer im LTE-Netz unterwegs sind und EVS-fähige Smartphones nutzen. DECT-Telefone erreichen mit dem Standard HD Voice ebenfalls eine hohe Sprachqualität.

Info-Kasten: Abgrenzung per Tischtelefon

Unabhängig von Technik und Preisen ist der Festnetzanschluss für viele Menschen übrigens auch wichtig, um Beruf und Privates mental besser voneinander zu trennen. Zu diesem Schluss kommt die Fachzeitschrift "Das Büro". Die räumliche Zuordnung des Tischtelefons in die Arbeitswelt mache es einfacher, Anrufe nach Feierabend zu ignorieren - zum Beispiel, indem das Telefon stumm geschaltet wird. Gerade in Zeiten von Homeoffice sei das ein Vorteil.

© dpa-infocom, dpa:201006-99-843245/2

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