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Doppelter Unfall Unter Drogen zwei Autos demoliert

Für seinen Zusammenstoß machte ein Angeklagter defekte Bremsen verantwortlich. Das Stendaler Gericht nahm ihm diese Ausrede nicht ab.

Von Wolfgang Biermann 16.07.2019, 03:00

Stendal l Einen Tag vor Heiligabend vorigen Jahres unter Drogen auf dem Parkplatz eines Osterburger Einkaufsmarktes mit seinem Fahrzeug einen Unfall verursacht und zwei andere Autos demoliert zu haben, wurde jüngst einem Bismarker vor dem Amtsgericht Stendal vorgeworfen.

Der 37-Jährige soll laut Anklage am Nachmittag des 23. Dezember mit seinem Transporter beim Einparken gleich mit zwei stehenden Fahrzeugen – einem Skoda und einem Opel – kollidiert sein. Gesamtschaden: rund viertausend Euro.

Unfallverursachung und Drogenkonsum gab der Familienvater angesichts eines eindeutigen rechtsmedizinischen Gutachtens wohl zu, stellte aber gemeinsam mit seiner Verteidigerin einen Zusammenhang zwischen Rauschgift und Unfall in Abrede. Er hätte sich „fit und fahrtauglich gefühlt“. Die Bremsen seines Transporters seien plötzlich defekt gewesen. Er hätte nicht rechtzeitig anhalten können, behauptete er.

Am Ende einer umfangreichen Beweisaufnahme mit Anhörung von sechs Zeugen verurteilte das Gericht den derzeit arbeitslosen Vater von zwei Kindern wegen Straßenverkehrsgefährdung zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen zu je 10 Euro (400 Euro).

Zudem wurde ihm die Fahrerlaubnis ent- und sein Führerschein eingezogen. Vor Ablauf von acht Monaten ab Rechtskrafterlangung des Urteils darf ihm die Führerscheinstelle keine neue Fahrerlaubnis ausstellen.

Dass die Bremsen plötzlich versagt hätten, sei laut Staatsanwältin und Richter eine Schutzbehauptung des Angeklagten, die er sich „vor Ort hat einfallen lassen“. Richter Thomas Schulz sprach gar von „Selbstheilungskräften“ des Fahrzeugs. Denn nach Eintreffen der Polizei hatte einer der Beamten die Bremsen überprüft.

Es gab keine Probleme. Weiteres Indiz für die Fahrtüchtigkeit des Autos: Die Schwester hatte den Angeklagten nach der Blutentnahme im Stendaler Polizeirevier mit dem Transporter abgeholt und ihn nach Bismark gefahren. „Alles funktionierte einwandfrei“, sagte die 32-Jährige.

Anders die Ehefrau des 37-Jährigen. Sie bekräftigte die Version des Angeklagten, wonach er mehrfach vergeblich versucht hätte zu bremsen. Sie blieb auch dabei, als Richter Schulz sie fragte, ob sie ihre Aussage vielleicht korrigieren möchte. Die Staatsanwaltschaft wird ein Verfahren wegen Falschaussage gegen die 28-Jährige einleiten, war im Nachgang zu erfahren.

Er nehme nur gelegentlich Drogen, hatte der Angeklagte behauptet. Am Unfalltag will er gar keine konsumiert haben.

Laut Gutachten hatte er Crystal Meth und Amphetamine im Blut. In der Kombination wirke beides wie Heroin, so Richter Schulz. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.