TV-TippDie Beginner

Die meisten jungen Menschen wissen erst mal nicht, was sie nach der Schule machen wollen. Wie es einigen von ihnen beim Ausprobieren ergeht, zeigt nun eine zweiteilige Doku in der Reihe "37 Grad".

Von Klaus Braeuer, dpa 19.08.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Die Schulzeit ist vorbei, die große Freiheit lockt. Doch was damit anstellen? Wie einige junge Menschen versuchen, ihren neuen Lebensabschnitt möglichst sinnvoll zu füllen, bietet wahrlich genügend Stoff. Davon handelt die zweiteilige Langzeit-Doku "Die Beginner".

Die Doku ist an diesem Dienstag (22.15 Uhr) im ZDF zu sehen und wird am Dienstag in einer Woche zur selben Uhrzeit fortgesetzt.

"Ich will reisen, andere Menschen kennenlernen, Erfahrungen sammeln - meine eigene Welt erweitern." So sagt es Pao (24), der seit fast vier Jahren auf einen Studienplatz für Soziale Arbeit wartet und liebend gern endlich etwas bewirken möchte. Er ist im buddhistischen Glauben erzogen worden, trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Antitrumpist", schlägt sich einstweilen als Koch in der Mensa durch. Sein Vater, ein Sozialarbeiter, möchte hingegen, dass sein Sohn studiert. Doch der Weg zur Uni ist steinig, die Listen der Mitbewerber sind lang.

Faourouz (24) kommt aus Togo, ist in Deutschland aufgewachsen und gelernte Steuerfachangestellte. Das war dann doch nicht so ganz ihr Ding. Daher studiert sie jetzt Modedesign und hat gleich so viele Pläne auf einmal, dass sie diesen Lebensabschnitt des sich Findens am liebsten einfach hinter sich lassen möchte. Dennis (19) ist gerade dabei, daheim auszuziehen, hat eine Freundin in Aachen, die entweder Konditorin oder Physiotherapeutin werden möchte (und dann ganz woanders landet). Dennis will gleich hoch hinaus - mit einem Jurastudium in Kiel. Sehr zur Überraschung seines Vaters, der schon zufrieden gewesen wäre, wenn der Sohn einen Handwerkerberuf gelernt hätte.

Die drei Protagonisten wurden zwei Jahre lang mit der Kamera begleitet, in ihrem Alltag, mit allen ihren Nöten, aber auch auf Reisen nach Afrika, Paris oder Portugal. Auch die jeweiligen Eltern oder Freunde kommen zu Wort. Der Film von Katharina Kugel und Ulf Eberle ("Jungs unter Strom", 2011) zeigt eindrücklich, wie abenteuerlich und aufregend, aber auch wie schwierig und kompliziert solch eine Suche nach sich selbst sein kann.

Dennis hatten sie bereits in der Pubertät kennengelernt und jetzt wieder besucht. Damals war er schlecht und faul in der Schule, auch Pao hätte mit mehr Lernen einen besseren Abschluss hinlegen können (wie sie beide selber zugeben). Und Faourouz muss Geld verdienen und arbeitet daher als Flugbegleiterin.

Die Autoren zeigen mit all ihren Protagonisten auf einfühlsame Weise, dass es ein dickes Fell und sehr viel Ausdauer braucht, bis alles halbwegs rund läuft. Selbstzweifel und Meinungsänderungen sind ständige Begleiter. Aufgeben ist keine Option, aber viel Platz für Idealismus oder Träume bleibt trotzdem nicht. Hinzu kommen Stimmungsschwankungen, Beziehungsstress und finanzielle Sorgen, denn das Geld ist bei allen Jugendlichen im Film knapp. Die Eltern haben offensichtlich selbst nicht viel, und Sorgen um ihre Kinder machen sie sich natürlich obendrein.

Pao sagt schon mal, dass er keine Lust mehr hat auf Bewerbungen, bis es dann doch klappt - und eine Reise wieder alles infrage stellt. Auch wenn er auf seinem Weg taumelt und torkelt, so ist er sich sicher: "So lange ich nicht umfalle, wird alles gut".

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