TV-Tipp SOKO Köln

Die "SOKO"-Serien des ZDF gehören zu den Klassikern im deutschen Fernsehen. Beim Kölner Ableger übernimmt nun eine neue Chefin das Ruder - der Einstand gerät allerdings recht unsanft.

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa 21.09.2020, 23:01
Martin Rottenkolber
Martin Rottenkolber ZDF

Köln (dpa) - Wer in Köln lebt, der weiß, dass ein Glas Kölsch - wegen seines überschaubaren Inhalts mitunter als Reagenzglas verspottet - wahnsinnig schnell ausgetrunken ist. Die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kölsch markiert in der neuen Staffel "SOKO Köln" ab Dienstag (18.00 Uhr, ZDF) auch ungefähr die erste, offizielle Amtszeit der neuen Chefin Helena Jung (Sonja Baum).

Gerade erst hat sich die neue Spitzenermittlerin mit ihren neuen Kollegen zum Kennenlernen niedergelassen und das erste Glas geleert - da wird sie auch schon von einem Scharfschützen über den Haufen geschossen. Die traurige Nachricht: Helena Jung war kaum da - und ist schon tot.

Als gewiefter Fernsehzuschauer misstraut man natürlich der Einführungsgeschichte, die sich die Autoren der ZDF-Krimiserie für ihre neue Hauptfigur ausgedacht haben. Einen neuen Charakter mit viel Brimborium ankündigen, um ihn dann direkt wieder sterben zu lassen? Das wäre aberwitzig. Und so ist es auch in diesem Fall, das kann man - ohne zu viel zu verraten - sagen. Helena ist natürlich nicht tot. Sie bekommt nur einen besonders krachenden Einstand bei der "SOKO Köln".

Gespielt wird die Neue von Schauspielerin Sonja Baum (45), die man zum Beispiel auch aus der ARD-Anwaltsserie "Falk" kennt. Sie beschreibt ihre Figur als "sehr tough und zugleich auch einfühlsam". Helena verurteile niemanden vorschnell. "Das wäre auch die Haltung, mit der ich arbeiten würde, wäre ich eine echte Kommissarin."

Baum passt insofern gut in den Kölner Ableger des "SOKO"-Universums, weil sie tatsächlich aus dem Rheinland stammt. Geboren wurde sie in Bonn, wohnhaft ist sie in Köln. Sie verbindet viel mit der Stadt, in der sie nun ermittelt - und kann sich deshalb auch herrlich über sie aufregen. "Den Verkehr in Köln finde ich schlimm. Es ist wirklich keine fahrradfreundliche Stadt. Meine Kinder kann ich in Köln nicht guten Gewissens mit dem Fahrrad zur Schule schicken", sagt sie der Deutschen Presse-Agentur. An manchen Ecken habe sie selbst Angst, weil sie so unübersichtlich seien.

Stadtplanerische Probleme sind Krimi-Protagonisten gleichwohl eher fremd - vor allem in einer Vorabend-Serie, die sich nicht mit länglichen Erörterungen aufhalten kann. Das gilt - trotz neuer Chefin - auch für die "SOKO Köln". In der ersten Folge mit Helena bekommen es die Polizisten mit einem "Kartell" - es heißt wirklich so - zu tun, in dem Düsseldorfer und Niederländer eine wichtige Rolle spielen. Also fast alle, die rund um Köln anzutreffen sind. Es geht um mafiöse Strukturen, Biker, Drogen. Und darum, was das mit dem geheimen Vorleben der Chefin zu tun hat, die in einem Wohnmobil lebt.

Sonja Baum kann sich gut mit der Geheimniskrämerei ihrer Figur identifizieren. "Ich habe als Kind gedacht, ich werde mal Geheimagentin", sagt sie. Sie finde es einfach spannend, in einer Mission unterwegs zu sein und sich in andere Realitäten zu begeben. Leider habe sie das nicht weiter verfolgt. "So bin ich Schauspielerin geworden - was in gewisser Weise ja auch erlaubt, in anderen Realitäten unterwegs zu sein."

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