TV-Tipp Tatort: Hardcore

"Ich bin eine Pornodarstellerin" - diesen Satz dürfte man nicht so oft hören. Denn viele in der Branche halten das geheim, sogar vor der eigenen Familie. Ein "Tatort" aus München blickt in diese Welt. In "Hardcore" müssen die TV-Kommissare den Tod einer jungen Frau klären.

Von Cordula Dieckmann, dpa 07.10.2017, 23:01

München (dpa) - Die Pornobranche: Verrucht oder normales Alltagsgeschäft? Der neue "Tatort" aus München gibt Einblicke in eine Welt, die vielen völlig unbekannt ist - sagen zumindest alle.

In "Hardcore" wird die Pornodarstellerin Marie alias Luna Pink nach einem Dreh erdrosselt. Franz Leitmayr und Ivo Batic ermitteln in einer Branche, von der sie bislang keine Ahnung hatten. Philip Koch hat den ARD-Krimi inszeniert, der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist.

Auch wenn es der Titel und das Thema nicht vermuten lassen: "Hardcore" zeigt so gut wie keine nackten Tatsachen. Statt auf explizite Szenen setzt der Film auf die Vorstellungskraft. Härter ist dagegen die Sprache, die sich doch recht freizügig des Jargons bedient, der in der Branche üblich ist. Das Ergebnis ist ein intensiver und sehr düsterer Krimi aus einer Welt, die nur im Heimlichen existiert und die die Beteiligten dazu zwingt, in einem Netz aus Lügen und Halbwahrheiten zu leben.

"Wir wollten nicht lange sexuelle Darstellungen zeigen, sondern es sollte so viel wie möglich der Vorstellung jedes Zuschauers überlassen bleiben", sagte Regisseur Koch der Deutschen Presse-Agentur in München. Deshalb wird vieles nur angedeutet. Gleich zu Beginn sind Männer mit Masken zu sehen, sie stehen im Kreis, die Münder in Ekstase verzerrt, die Musik rhythmisch und abgehackt. Sie stehen um ein Planschbecken, in dem eine junge Frau steht. Später entdecken die Kommissare im seichten Wasser Spuren der Lust. "Voller Sperma und Pisse", regt sich Leitmayr auf.

Doch anders als vielleicht erwartet geht es in "Hardcore" nicht um hilflose Frauen, die von mächtigen Pornoproduzenten gegen ihren Willen ausgebeutet werden. Denn mächtig sind die Produzenten keineswegs, lohnt sich das professionelle Drehen und Vermarkten von Pornos doch schon lange nicht mehr. Zu stark ist die Konkurrenz der Amateurfilmer, die mit Webcam direkt aus dem heimischen Wohnzimmer ihre Filmchen online anbieten.

Koch, der auch das Drehbuch mitgeschrieben hat, ging es vielmehr um die Frage, wie Menschen damit umgehen, dass sie als Pornodarsteller arbeiten. "Das machen viele in der Branche so, sich ausleben und hoffen, dass es keiner merkt", sagt Stella (Luise Heyer), eine Freundin und ehemalige Kollegin der Ermordeten. Sie hat sich selber jahrelang vor der Kamera ausgezogen. Doch nun hat sie Mann und Kind und versucht, ein bürgerliches Leben zu führen. Doch über Marie hat sie immer noch viele Kontakte, sehr zum Ärger ihres Mannes, der nicht verstehen kann, was seine Frau an Pornodrehs so reizvoll findet. Noch ärger trifft es Maries Eltern, als sie nach dem Tod ihrer Tochter ihr Doppelleben aufdecken.

Am Ende stoßen die Kommissare auf ein Netz aus Geheimnissen, Lügen und Intrigen. Eine Welt, in der keiner eingestehen will, was er wirklich macht. Auch Maries Vater, ausgerechnet Oberstaatsanwalt Kysela, will unbedingt sein Gesicht wahren. "Ich wollte sie doch nur in Würde unter die Erde bringen", sagt er verzweifelt und verkennt dabei, dass seine Tochter von Würde vielleicht ganz andere Vorstellungen hatte.

Tatort: Hardcore