1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. Tief durchatmen, die Familie kommt

Tief durchatmen, die Familie kommt

Nach ihrem eigenen Roman erlebt Andrea Sawatzki in der ZDF-Komödie Tief durchatmen, die Familie kommt ein Weihnachtsdesaster. Leider ist auch der Film von Vivian Naefe kein Licht in der Finsternis.

Von Ulrike Cordes, dpa 20.12.2015, 23:01
Fröhliche Weihnachten bei Gundula (Andrea Sawatzki) und Gerald (Axel Milberg) im trauten Heim. Foto: Jens Kalaene
Fröhliche Weihnachten bei Gundula (Andrea Sawatzki) und Gerald (Axel Milberg) im trauten Heim. Foto: Jens Kalaene dpa-Zentralbild

Berlin (dpa) - Weihnachten, das Fest der Liebe und der Familie. Dass diese Tage alljährlich dennoch nicht immer so froh und heilig geraten, wie es dem lieben Gott am besten gefallen würde, wissen wohl die meisten von uns.

Gnadenlos auf den Wiedererkennungseffekt setzt drei Tage vor Heiligabend an diesem Montag (20.15 Uhr) denn auch die ZDF-Komödie Tief durchatmen, die Familie kommt. Nach ihrem eigenen Roman aus dem Jahr 2013 verkörpert Andrea Sawatzki (Bella Vita) darin eine gestresste Berliner Hausfrau, deren familiäre Zusammenkunft zum Desaster kulminiert.

Leider ist die Satire unter der Regie von Grimme-Preisträgerin Vivian Naefe (Die wilden Hühner im Kino) reichlich platt geraten. Man mag sich wundern, wie viele namhafte Darsteller bei der derben Gaudi - ohne Gans und Baum, dafür mit viel zerschlagenem Porzellan und lauen Pointen - mitspielen. Vielleicht haben Größen wie Axel Milberg, Judy Winter, Günther Maria Halmer und Uwe Ochsenknecht es ja aus Freundschaft zu Sawatzki getan - jedenfalls zeigen sie in der Weihnachtsgeschichte, deren Drehbuch Mathias Klaschka verantwortet, trotz allem bewundernswerten Einsatz.

Ich will, dass dieses Jahr mal alles klappt, sagt die Familienmutter Gundula Bundschuh noch - und startet viel zu spät in die Festvorbereitungen. Leider kann sie sich dabei so gar nicht auf ihren Ehemann (Milberg) verlassen, der im Einfamilienhäuschen vor allem seiner Leidenschaft zu Schlagern der Siebziger frönt. Was die Zuschauer zu erwarten haben, markiert gleich zu Anfang Gundulas Spruch in seine Richtung: Gerald, du arbeitest beim Finanzamt - da hast du jeden Tag Urlaub. Was folgt, ist eine 90-minütige Aneinanderreihung von Heiligabend-Katastrophen mit kurzatmigem Schlagabtausch, der auch bei aufkeimenden Erkenntnissen gegen Ende kaum einen tiefer gehenden Sinnzusammenhang ergibt.

Da ist die Teenager-Tochter (Amber Marie Bongard), die heimlich Marihuana raucht, der demente Vater (Halmer) mit Verdauungsstörungen, der besserwisserische Bruder (Stephan Grossmann) samt frömmelnder Gattin (Eva Löbau) - Klischee-Figuren, die einander die Hucke vorlügen und hochgekommene Konflikte mit Inbrunst austragen.

In Glitzer-Outfit und mit Whiskey-Stimme setzt dabei Judy Winter ein paar Glanzlichter als ewig erotische und dauersaufende Schwiegermutter. Derweil frisst der Hund die Gans und man ordert beim Pizza-Service. Gundula flüchtet sich in Anbetracht der Ereignisse in Tagträume von ihrem Atemtherapeuten Herrn Mussorksi. Den gibt Macho Ochsenknecht ganz tiefenentspannt als semmelblonden Guru mit esoterischem Lächeln - wohl als Weihnachtsüberraschung.

Tief durchatmen, die Familie kommt