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TV-Tipp "Tödliche Gier": Im Kirchenkeller wird gebuddelt

Vier Männer brechen aus einem Gefängnis aus und wollen sich mit einer versteckten Beute bereichern. Doch eine Pastorenfamilie kreuzt ihre Pläne. Die Lage eskaliert in einer Geiselnahme.

Von Marco Krefting, dpa 23.02.2021, 23:01
Hans-Joachim Pfeiffer
Hans-Joachim Pfeiffer ZDF

Berlin (dpa) - Wie trostlos es an seinem neuen Arbeitsplatz ist, erfährt Pastor Manfred Bahnert nach dem Gottesdienst. "Hier passiert nichts. Gewöhnen Sie sich besser dran", rät ihm eine alte Frau.

Und weil es jeden Tag schon genug schlechte Nachrichten gebe, wolle das niemand auch noch in der Kirche hören, gibt sie einen Tipp mit auf den Weg. Deswegen wohl waren die Bänke mal wieder weitgehend leer. Zwei Monate ist Bahnert in der kleinen norddeutschen Gemeinde im Amt.

Wie wenig hier los ist, macht auch die Diskussion in der Dorfkneipe deutlich, nachdem vier Verbrecher aus dem Hamburger Gefängnis ausgebrochen sind. Die Täter könnte es in die Region verschlagen haben, mutmaßt der Ortspolizist, der einzige in seiner Wache. Und der einzige in der Gastwirtschaft, der diese These vertritt: "Glaubst du, die hatten im Knast nicht genug Elend?" Dass er aber richtig liegt, zeigt das ZDF am Mittwoch (20.15 Uhr) im Thriller "Tödliche Gier".

Das kriminelle Quartett will an Diamanten mit Millionenwert kommen, die einer von ihnen vor seiner Festnahme damals in Kirchengemäuern versteckt hat. Unglücklicherweise kann der Mann seine Komplizen noch bis zur Kirche führen, stirbt dann aber. Und weil der Bau längst saniert ist und nun auch noch von den Bahnerts bewohnt wird, wird aus der Beutesuche schnell eine statthafte Geiselnahme. Und das über Tage.

Den halben Boden im Gewölbe unter der Kirche buddeln die Ganoven mit Hilfe ihrer Geisel um. Die Familie pferchen sie in einem einzigen Raum ein. So wirkt selbst das geräumige Gebäude plötzlich eng. Bahnerts Frau, die eine Apotheke in dem Dorf übernommen hat, bewachen sie bei der Arbeit. Und die Tochter muss ihren Freund verscheuchen, als der ihr vor den Pforten des Gotteshauses seine Liebe schwört.

Thorsten Näter hat das Drehbuch geschrieben und die Regie geführt. "Ich bin schon immer ein Freund des klassischen Thrillers, bei dem ich anders als bei Ermittlerkrimis nicht auf der Suche nach einem Täter bin, sondern mich von vornherein mit Tätern und Opfern beschäftigen kann, damit, was in ihnen vorgeht, wie der Druck, unter dem sie sich befinden, sie verändert", sagt er nach ZDF-Angaben.

Da das Ganze aber auf anderthalb Stunden begrenzt ist, wirkt die Geschichte an manchen Stellen überfrachtet: Probleme in der Familie treten zutage. Von Ehekrise bis zur Suchttherapie der Tochter, die erst unmittelbar vor der Geiselnahme heimgekehrt ist, was ihr Bruder mit den Worten kommentiert: "Muss ihr ziemlich mies gehen, wenn sie freiwillig zurückkommt."

Er selbst hadert ebenfalls mit dem neuen Zuhause: "Ich fass' es nicht, dass ihr mich in diese Einöde verschleppt habt." Dass das nötig war, scheint mit Bahnerts Auftreten an seien früheren Einsatzorten zusammenzuhängen. Weil alles jedoch nur angerissen wird, erfährt der Zuschauer nichts Genaueres.

Die drei Geiselnehmer hingegen haben nicht nur mit Drogen zu kämpfen, Begierde nach Frauen oder einer ziemlich kurzen Zündschnur - auch misstrauen sie sich gegenseitig, was die Situation nicht entspannt. Für Bahnert ist es immerhin ein Ansatz, Zwietracht im Trio zu sähen.

Zwar ist der Film mit Harald Krassnitzer als Bahnert, seiner Frau Ann-Kathrin Kramer als Bahnerts Frau sowie Thomas Sarbacher, Dirk Borchardt, Leonard Carow und Thomas Lawinky als Gangster-Quartett prominent besetzt. Doch gibt es zu viele Zufälle für eine plausible Geschichte.

Mehrere Hilfsversuche scheitern, was der Zuschauer schon allein mit Blick auf die Uhr erahnen kann - und somit nicht gerade die Spannung steigert. Und auch Bahnerts Sinneswandel von Todessorgen zur Rebellion wird nicht nachvollziehbar erklärt. Immerhin: Wer von einem Thriller Tote erwartet, bekommt gleich mehrere davon.

© dpa-infocom, dpa:210222-99-543482/3

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