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TV-Tipp "Zerrissen - Zwischen zwei Müttern" bei Sat.1

Ein junges Mädchen im Teenager-Alter erfährt plötzlich, dass ihre Mutter gar nicht die leibliche Mutter ist. Die Erkenntnis erweist sich nicht nur für sie als Schock. Ein packendes Sat.1-Drama.

Von Klaus Braeuer, dpa 07.12.2020, 23:01

Berlin (dpa) - Für gewöhnlich haben Kinder eine Mutter und einen Vater. Gelegentlich kann das auch anders sein, beispielsweise in Gestalt von Leih- oder Stiefmüttern. Eine ganz spezielle Geschichte von zwei Müttern und einem Kind erzählt das Drama "Zerrissen - Zwischen zwei Müttern", zu sehen am Dienstag (20.15 Uhr) auf Sat.1.

Eine junge Familie urlaubt irgendwo am Ostseestrand, der Vater Christoph (Kai-Uwe Baulitz) geht mit der kleinen Tochter Angelina ein Eis holen, während die dreijährige Michelle bei ihrer Mutter Stefanie (Alwara Höfels) bleibt - und plötzlich verschwunden ist. Zwölf Jahre später hat die Angestellte eines Berliner Supermarktes den Verlust noch immer nicht überwunden, als sie beim Anblick der Teenagerin Charlotte (Lilly Barshy) an der Kasse erstarrt. Sie weiß sofort, dass das ihre totgeglaubte Michelle ist und verfolgt sie zu ihrem Haus.

Allmählich findet sie die Wahrheit heraus: Die alleinstehende Ruth (Katharina Wackernagel) hatte das Mädchen damals am Meer entführt und es unter dem Namen Charlotte aufgezogen, ebenfalls in der Hauptstadt. Seitdem wächst die mittlerweile 15-Jährige behütet bei Ruth und ihrem jetzigen Lebensgefährten Christoph (Kai Ivo Baulitz) auf. Ein DNA-Test räumt jedoch letzte Zweifel aus: Charlotte ist nicht Ruths leibliche Tochter.

Regisseur Florian Gärtner (52, "Lotta und der Ernst des Lebens") hat dieses berührende Drama außerordentlich einfühlsam inszeniert und nimmt sich Zeit, die Beweggründe der Hauptfiguren deutlich werden zu lassen. Für zwei bislang intakte, nun aber zunehmend zerrissene Familien beginnt eine nahezu traumatische Zeit.

Eine Mutter verliert ihr gestohlenes, eine andere findet ihr verschwundenes Kind wieder, und die Tochter weiß kaum, wie ihr geschieht und wo sie nun hingehört. Mitarbeiter der Kripo, des Jugendamtes und der Schule erweisen sich angesichts dieses besonderen Falles als erstaunlich anteilnehmend und hilfreich, um Michelle die Eingewöhnung in ihrer neuen (und alten) Familie zu erleichtern.

Über ihre Rolle der Kindesentführerin wird Katharina Wackernagel (42, "Meister des Todes 2") im Sat.1-Pressetext wie folgt zitiert: "Nachvollziehen kann ich ihr Verhalten nicht, aber das ist auch keine Bedingung, um eine Rolle zu spielen. Je weiter eine Figur von meinem eigenen Denken und Fühlen entfernt ist, umso reizvoller die Rolle. Für mich war es wichtig, ihre Sehnsucht, Mutter zu sein, so zu erzählen, dass auch der Zuschauer zerrissen ist, für welche Mutter sich Charlotte entscheiden soll. Wäre Ruth die "böse Hexe", gäbe es den Konflikt nicht, und gerade den finde ich spannend".

Höfels und Wackernagel spielen absolut glaubhaft zwei Mütter voller Liebe, Fürsorge und Verzweiflung, die stets das Beste für das Mädchen wollten und noch immer wollen. Für den Zuschauer ist es schwer, hier für eine der beiden Mütter eindeutig Partei zu ergreifen - trotz der Entführung. Besteht die Aussicht auf Vertrauen und Vergebung?

Das ist eine ebenso spannende Frage wie der Umstand, wie es den Vätern mit der ganzen Geschichte geht, und wer die Tochter wirklich ist oder sein möchte. Das Ende des alles andere als harmlosen oder seichten Films ist etwas dramatisch geraten, aber er zeigt doch konsequent eine Möglichkeit auf, wie alle ihren Seelenfrieden finden können.

© dpa-infocom, dpa:201204-99-571879/2

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