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Fußball SV Westerhausen macht sein Märchen wahr

In der Fußball-Landesliga Nord hat der SV Westerhausen sein Fußballmärchen wahr gemacht.

Von Enrico Joo 03.06.2018, 23:01

Westerhausen l Hin und her liefen die Spieler vom SV Westerhausen und wussten einfach gar nicht, wohin mit all der positiven Energie. Gerade war das Aufstiegsendspiel in der Landesliga Nord zwischen dem SV Westerhausen und dem SV 09 Staßfurt beim Stande von 4:2 (2:0) abgepfiffen worden, da stürmten die Kicker des SVW in alle Himmelsrichtungen davon. Schreiend, Fäuste ballend und übereinander herfallend. Das hatte den Charme des glückseligen Chaos.

Ein Aufstieg ist keine Routine. Aber die früher als „Unaufsteigbaren“ Westerhäuser sind zum zweiten Mal seit 2016 aufgestiegen und kicken in der neuen Saison nun in der Verbandsliga. Eine historische Sache für den kleinen Verein, der am Sonnabend vor 825 Zuschauern ein spielerisches Glanzstück ablieferte. „Wir waren von der ersten Minute an aggressiver“, sagte Doppeltorschütze Friedrich Reitzig. „Natürlich gab es vor dem Spiel eine große Anspannung. Die war aber positiv.“

Auch das Interims-Trainer-Duo Sebastian Werner/Mario Fehnle, das sich sonst in der Öffentlichkeit zurückhält, strahlte. „Wir waren die geilere Mannschaft“, sagte Werner. „Natürlich gab es Druck, aber das wollten wir über die Emotionen kompensieren.“ Das gelang. „Schon bei der Kabinenansprache vor dem Spiel gab es Gänsehaut. Die Stimmung war überragend.“

Dabei war es zu Beginn eine Partie auf Augenhöhe. Nach einem kurzen Abtasten mit fehlenden Strafraumszenen auf beiden Seiten, kam Westerhausen mit der ersten Chance zum Tor. Nach einem Freistoß von Kai Rathsack von der rechten Seite verschätzte sich Staßfurts Mathias Nagel. Westerhausens Goalgetter vom Dienst Reitzig stieg hoch und nickte per Kopf ein (7.). Danach hatte Staßfurt die stärkste Phase.

Erst zischte ein Flachschuss von Nick Unger am Kasten vorbei (8.). Eine Minute später steckte Unger den Ball zu Marcus Bolze durch, der die Kugel links am Kasten vorbeischob. Später zirkelte Benjamin Kollmann einen Freistoß aus 20 Metern an die Latte (38.). Aber auch Westerhausen hatte durch Reitzig (14.), Lars Timpe (19.) und Steffen Hägemann (34.) große Gelegenheiten.

Und als die 09er, die zum Aufstieg einen Sieg gebraucht hätten, fast mit einem akzeptablen 0:1-Rückstand in die Kabinen gegangen wären, folgte der nächste Aussetzer von Nagel. Im Strafraum brachte der 25-Jährige Stürmer Reitzig zu Fall. Den fälligen Elfmeter, den Reitzig gar nicht mit ansehen konnte, verwandelte Marcel Fricke zum vorentscheidenden 2:0 (43.).

„Es kam alles zusammen. Wir haben die Tore selbst hergeschenkt“, sagte Staßfurts Trainer Jens Liensdorf. So auch das 0:3, als Chris Horstmann einen Fehlpass produzierte, den Reitzig eiskalt ausnutzte (49.). Immerhin: Die 09er zeigten Moral und kamen durch Matthias Lieder (81.) und Matthias Härtl (90.) zu Ehrentreffern. „Da haben wir Charakter gezeigt“, so Liensdorf.

Und Westerhausen? Hatte gar keinen Feierplan. „Wir haben keine T-Shirts, wir werden spontan feiern“, kündigte Reitzig an. „Wir werden erstmal die örtliche Getränkequelle plündern.“ Danach wurde bis tief in die Nacht gefeiert. Die seit Jahren eingespielte Mannschaft vom „Wolfsberg“ aus dem 2000-Seelen-Dorf spielt in der nächsten Saison in der Verbandsliga. Das Märchen vom SVW geht weiter.

SV Westerhausen: Klötzer – Pflug, Kittke, Fricke, L. Timpe (71. Kreß), Weber, Reitzig, Hägemann, Rathsack (81. E. Timpe), Stammer (62. Borchardt), Kanter

SV 09 Staßfurt: Witte – Schmidt, Bolze, Stachowski, Lieder, Horstmann, Nagel (53. Stein), Müller, Unger (39. Jesse), Härtl, Kollmann (62. Moye)

Tore: 1:0 Friedrich Reitzig (7.), 2:0 Marcel Fricke (43., FE), 3:0 Friedrich Reitzig (49.), 4:0 Lars Timpe (58.), 4:1 Matthias Lieder (81.), 4:2 Matthias Härtl (90.); Schiedsrichter: Mario Jeske (Germania Wartenburg); Zuschauer: 825