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Handball Der SCM und sein Luxusproblem

Michael Damgaard ist der wurfgewaltigste Spieler des SC Magdeburg. Trotzdem hat der Club durch den Dänen auch ein gewisses Luxusproblem.

Von René Miller 11.05.2019, 01:01

Magdeburg l Taktische Überlegungen hält SCM-Trainer Bennet Wiegert immer geheim. Vor einer Woche verriet er allerdings schon, dass Michael Damgaard am Sonntag gegen Wetzlar wieder mehr Spielzeit bekommen wird als zuletzt beim 31:26-Sieg in Hannover. Da saß sogar Handball-Legende Frank-Michael Wahl auf der Tribüne und freute sich im Vorfeld der Partie auf Damgaards Hammerwürfe. Der inzwischen 62-jährige Wahl machte einst 313 Länderspiele, ist mit 1412 Treffern deutscher Rekordtorschütze und traf dabei aus dem Rückraum oft ähnlich spektakulär wie Damgaard heute. Aber der Däne kam nur für wenige Sekunden und einen Wurf auf die Platte.

Kein Zufall, sondern ein handfester Plan. SCM-Trainer Bennet Wiegert hatte aus taktischen Gründen auf den 26-Jährigen verzichtet, um Hannover ein bisschen in die Irre zu führen. Wiegert: „Das tat mir leid für Wahl. Aber aufgrund des Pokal-Halbfinales musste ich davon ausgehen, dass sich Hannover in der Vorbereitung auf das Bundesligaspiel schon sehr auf Damgaard konzentrieren wird.“ Schließlich war der Rückraumspieler beim knappen Magdeburger Sieg (30:29) im Pokal mit 15 Treffern der Matchwinner.

Auch in der Bundesliga war der Däne beim Sieg gegen Spitzenreiter Flensburg (24:23) mit sieben Treffern bester SCM-Schütze und hatte großen Anteil daran, dass der Meister und Tabellenführer die bisher einzige Niederlage in der aktuellen Bundesliga-Saison kassierte. Weil aber selbst elf Damgaard-Tore beim letzten Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen nur für die Statistik waren und der SCM mit 29:32 verlor, kam auch die Frage auf, ob die Grün-Roten mit ihrem Shooter vielleicht zu ausrechenbar sind? Denn nach zuvor drei Niederlagen mit Damgaard auf der Platte fand der SCM am letzten Sonntag in Hannover ausgerechnet ohne Damgaard zurück in die Erfolgsspur.

Ist das nur ein Zufall? Oder hat das handfeste Hintergründe? Eine definitive Antwort fällt schwer. Wohl eher hat der SCM ein echtes Luxusproblem!

Damgaard ist nicht umsonst Olympiasieger mit Dänemark geworden und einer der besten Handballer, die der SCM je hatte. Viele Vereine wären froh, wenn sie so einen wurfgewaltigen Spieler im Rückraum hätten. Damit hat Damgaard dem SCM auch schon viele Spiele gerettet. Beim Prestige-Duell in Leipzig sorgte er gleich zweimal in Folge für den Sieg in den letzten Sekunden. Nervenflattern ist für den Rechtshänder ein Fremdwort. Deshalb stehen neben seinen bisher 112 Bundesliga-Toren eine Wurfquote von 54 Prozent und 38 Assists.

Dass er im Spiel sehr dominiert und viele Würfe nimmt, macht es für den Trainer aber nicht einfach, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn als Trainer wird man nun mal an Ergebnissen gemessen. Und die stimmen beim SCM vor allem dann, wenn das Tempospiel funktioniert. Und dabei spielt Michael Damgaard keine Rolle, weil er nicht in der Abwehr zum Einsatz kommt. Am eigenen Kreis sind Christian O’Sullivan und Marko Bezjak die besseren Abräumer.

Damgaard ist eher ein Mann für das Positionsspiel. Wodurch sich das aber mehr in die Mitte verlagert und die Außen weniger Bälle bekommen. Bei der Niederlage gegen die Löwen brauchte Matthias Musche für seine fünf Tore den Siebenmeterpunkt. Und beim Sieg gegen Flensburg gab es mit einem dominierenden Dam-gaard nur vier Tore über die Außen. Gegen Hannover machte Musche dagegen von seinen zehn Toren sechs aus dem Feld heraus. Auch Daniel Pettersson steuerte fünf Feldtore bei.

Wiegert erklärt vielsagend: „Im Handball ist es wichtig, je nach Spielsituation variabel zu sein. Dafür hat jeder eine Rolle, die er aber auch richtig ausfüllen muss.“

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