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Handball-WM Wiede ist ein echter Brüller

Die deutschen Handballer sorgen bei der WM weiter für große Euphorie. Entscheidenden Anteil daran hat auch Fabian Wiede.

Von René Miller 17.01.2019, 00:01

Berlin l Große Worte sind nicht unbedingt das Ding von Fabian Wiede. Der 24-Jährige lässt viel lieber den Ball fliegen. Gegen die Franzosen beim 7:5 und 8:6 gleich zweimal brachial aus neun Metern ins Tor. Da riss es auch die letzten Fans vor Begeisterung aus den Sitzen. „Ich habe mich ganz gut gefühlt“, war die einfache Erklärung des Spielers von den Berliner Füchsen nach der Partie. Dass keiner der Stars von Weltmeister Frankreich, sondern er zum Spieler des Spiels gewählt wurde, ehrt ihn natürlich. Aber abheben will Wieder weiterhin nur aus dem Rückraum.

Auch auf seiner Facebook-Seite nimmt sich der Linkshänder nicht zu wichtig. „1 Punkt gegen Frankreich. Danke Berlin für diese unglaubliche Unterstützung und Atmosphäre“, gibt er das Kompliment an die Zuschauer weiter.

Wie seine Teamkollegen war auch Wiede nach dem Spiel erst einmal enttäuscht. „Fast mit der Schlusssirene den Ausgleich zu bekommen, ist natürlich bitter. Aber wir haben schließlich gegen den amtierenden Weltmeister gespielt und hatten den am Rande einer Niederlage. Wir haben gut miteinander harmoniert. All das sollte uns Mut für die weiteren Aufgaben geben.“

Während Wiede dabei aber versicherte, erst einmal nur an Serbien zu denken, lief hinter ihm stolz schmunzelnd DHB-Vizepräsident Bob Hanning entlang. Der ist bei den Füchsen in Berlin ja nicht nur Geschäftsführer, sondern trainiert auch die A-Jugend. Und dort hat er einst das Handball-Talent aus Belzig, einer Kleinstadt südlich der Hauptstadt, entdeckt und zu den Füchsen gelockt. Hanning verrät: „Er wollte erst gar nicht zu uns, weil ihm das zu anstrengend schien. Außerdem wollte er lieber so bisschen sein Ding auf der Platte machen. Zum Glück konnte ich ihn dann doch überzeugen.“ Gedankt hat es Wiede damit, immer dann da zu sein, wenn es darauf ankam. Hanning: „Ob im Nachwuchsbereich oder bei den Männern, er war bei den Titelgewinnen immer eine der Schlüsselfiguren.“

Allein auf sein Talent hat sich Wiede aber nicht verlassen. Als es vor vier Jahren für die WM in Katar nicht reichte und Bundestrainer Dagur Sigurdsson es damals damit begründete, dass Wiede gegenüber der Konkurrenz noch bisschen der Körper fehlt, wurde aus Frust Ansporn. Mit zusätzlichen Einheiten im Kraftraum und der einen oder anderen Portion Nudeln machte Wiede Gewicht und war ein Jahr später beim Gewinn des EM-Titels auch wieder im Nationalteam gesetzt. Die WM vor zwei Jahren verpasste er wegen einer Schulter-Operation.

Aller guten Dinge sollen also drei sein. Auch die Kollegen loben. Steffen Fäth: „Fabi ist ein kompletter Handballspieler. Er kann Würfe aus dem Rückraum nehmen und hat auch ein sehr gutes Auge dafür, die Mitspieler in Szene zu setzen.“ Hanning ergänzt: „Es gibt in Deutschland keinen Spieler, der mehr Zuspiele vorweisen kann, die anschließend zu Toren führten. Das macht ihn einmalig. Und weil er da auch mal einen Fehler machen darf, gibt ihm das zusätzlichen Vertrauen.“

Im Handball sind zwar viele Spielzüge vorher klar abgesprochen. Aber alles klappt natürlich nicht immer wie auf der Magnettafel der Trainer. Wiede: „Ich entscheide meistens auch intuitiv, ob ich selbst werfe oder sich eine bessere Situation ergibt.“ Und wenn das am Ende sogar zum ganz großen Triumph reicht, dann kann „Fabi“ dieses Mal auch ausgiebig feiern. Beim EM-Titel vor drei Jahren und dem großen Empfang in Berlin musste er sich zurückhalten, weil er am nächsten Morgen punkt 8.30 Uhr seine Lehre zum Bankkaufmann antrat. Auch das zeigt, dass Wiede zwar wie ein Star spielt, aber keinerlei Starallüren hat.