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Kammerspiele Kneipenmonolog mit Birne

Die Kammerspiele Magdeburg inszenieren „Die Birnen von Ribbeck“, einen literarischen Text zur deutschen Wiedervereinigung.

Von Grit Warnat 03.12.2015, 00:01

Magdeburg l Literatur hat das kleine brandenburgische Dorf Ribbeck bekannt gemacht. Theodor Fontane schrieb einst ein Gedicht über den Gutsherrn, der den Kindern Birnen schenkte. Auch Friedrich Christian Delius hat sich von Ribbeck und seinen Birnen inspirieren lassen. Heute lebt der ganze Ort von der Birne, so wie es Delius einst in seinem Text geschrieben hat. „Die alte Schule ist eine Birnenkneipe, es gibt Birnenlikör und Birnenschnaps“, erzählt Wolf Bunge. „Wir haben recherchiert in Ribbeck.“

Das Team war vor Ort. Wolf Bunge als Regisseur, Dirk Heidicke als Textbearbeiter, Michael Günther als Schauspieler. Jetzt arbeiten sie am Text „Die Birnen von Ribbeck“. Alle drei kennen sich lange, Bunge hatte 1990 mit einem engagierten Team die Freien Kammerspiele begründet. Da arbeiteten die drei bereits zusammen.

Bunge nennt die Delius-Erzählung einen Text über die deutsche Vereinigung unter der Regie der Birne. Er sei aktuell, so lange die Trennung im Bewusstsein immer noch da sei, so lange, wie wir uns gegenseitig sagen müssen, wie das Leben auf der anderen Seite gewesen ist. Bunge: „Wir hätten uns damals erkären sollen, wo unsere Verschiedenheiten sind, anstatt gleich zu behaupten, wir sind ein Volk. Dadurch sind wir nie dazu gekommen, uns kennenzulernen.“

Sie hätten uns ja mal nach dem Birnbaum fragen können, ist ein Satz des Protagonisten im Stück. Doch die Einwohner wurden nicht gefragt, ihnen wurde ein Birnbaum aus einer Baumschule aus Westberlin mitgebracht.

Michael Günther verkörpert den Ribbecker Bauer, der mit zunehmendem Schnapskonsum immer mehr vom Dorf erzählt. Dirk Heidicke nennt „Die Birnen von Ribbeck“ einen Kneipenmonolog. Einer, der nie viel geredet hat, spricht sich aus, was nach mehrgläsigem Alkoholgenuss auch sehr komisch werden könne.

Die Kneipe, genauer das Café Hirsch im Kulturzen­trum Feuerwache, ist Spielort. Drei Auftritte sind dort vorerst geplant – am 4., 5. und 6. Dezember (Karten: 0391/60  28  09). Das Besondere: Das Publikum werde mit einbezogen in das Stück, in die Gespräche. Man wolle sich inspirieren lassen von Antworten und Gedanken und manches einarbeiten in die Premiere, die am 26. Februar geplant sei.

Für Wolf Bunge ist die Feuerwache eine bekannte Spielstätte. Als Bunge nach der Wende Intendant der Freien Kammerspiele war, hat das Ensemble bereits verschiedenste Orte bespielt, auch die Feuerwache, die damals noch eine Feuerwache war, aber leerstand. „Für mich ist es eine Rückkehr an den Ort der ersten Tat“, sagt er.

Bunge ging 2001 aus Magdeburg weg, war zwei Jahre Schauspieldirektor in Cottbus, arbeitete vor allem als freier Regisseur. Heute ist er Rentner und macht das, was ihn reizt, wie er sagt. Mit den Kammerspielen – das Ensemble in Trägerschaft von Kult e. V. hatte sich im August 2014 gegründet – habe er noch manches vor und erzählt von der Band, in der er vor 50 Jahren spielte und heute wieder Auftritte hat. Vielleicht, so denkt er voraus, werde die Band in der Kultserie „Olvenstedt probiert’s“ im nächsten Jahr dabeisein.