Magdeburger Spielstätte bietet zehn neue Produktionen in der Spielzeit 2010/11 Anders leben im Puppentheater
In der vergangenen Saison hieß das Motto im Magdeburger Puppentheater "über Leben". Danach kommt das "anders Leben" und später das "weiter Leben". Die neue Spielzeit beginnt erstmalig mit einem ganzen Eröffnungswochenende vom 17. bis 19. September.
Von Liane Bornholdt
Magdeburg. Bevor von der Saison 2010/2011 mitsamt dem großen Spielzeitauftakt die Rede war, nutzte Intendant Michael Kempchen die Gelegenheit der Spielzeitpressekonferenz zu einem kurzen Rückblick auf die abgelaufene Spielzeit. Mit 48 500 Besuchern wurde ein neuer Rekord erreicht, und dies in einem Jahr zwischen den Figurenfestivals. Die Nachfrage war so groß, dass zusätzliche Vorstellungen ins Programm genommen werden mussten. Ein Erfolg, so Kempchen, der allerdings die Frage nach den Grenzen des Wachstums auch für das Magdeburger Theater aufwirft. Die erfolgreichsten Inszenierungen waren die Kinderstücke "Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt" und "Pünktchen und Anton" sowie das Hofspektakel. Hier war für die Theaterleute die öffentliche Diskussion um das Kasperspiel besonders interessant und sehr hilfreich. "Wir erleben eine Renaissance des provokanten Kaspers", sagte Kempchen, "und es kann nichts Besseres passieren als eine solche Reaktion."
Für Diskussionen will das Magdeburger Puppentheater bereits wieder zum Spielzeitauftakt sorgen. Es werden vier Inszenierungen zu sehen sein, und die erste ist am 17. September um 20 Uhr "Marleni".
Am Sonnabend laufen parallel im großen Saal "Reineke Fuchs" nach Goethe und auf der kleinen Bühne "Oskar und die Dame in Rosa" nach Eric Emanuel Schmitt, jeweils um 19.30 Uhr. Im Anschluss sind die Besucher eingeladen zu einer Nacht der Routen, in der sie anderes Leben erfahren werden. Alle treffen sich wieder im Innenhof des Puppentheaters, wo es bei Livemusik Gelegenheit geben wird, sich über das Erlebte auszutauschen.
Insgesamt wird die Spielzeit zehn Neuproduktionen zeigen. Die zweite am 10. Oktober ist das Kinderstück "Die fürchterlichen Fünf", in deren Kulissen die Pressekonferenz stattfand und man bereits die ausgeschlossenen, "fürchterlichen" Tiere wie Ratte und Fledermaus anschauen konnte.
Für die ganz Kleinen, Menschen ab 3 Jahre, wird am 14. November nach dem beliebten DDR-Bilderbuch "Christine und das Wolkenschaf" Premiere haben, und ein richtiges Weihnachtsmärchen gibt es mit "Frau Holle" ab 27. November.
Für die erwachsenen Zuschauer ist nichts Geringeres als Shakespeare geplant, und zwar das Königsdrama "Richard III.". Noch ist die Puppentheaterfassung nicht fertig, aber Premierentermin – 26. Februar 2011, Regisseur und Puppengestalter Moritz Sostmann und Atif Hussein – stehen schon fest.
Im März wollen die Puppen- und Theaterkünstler in einer rasanten und vergnüglichen "Erklärshow" der Frage nachgehen: Was ist eigentlich Puppentheater? "Früher war mehr Puppe" heißt es und entstand, weil immer wieder Zuschauer fragen oder auch monieren, dass heute Spieler und Puppen gemeinsam auf der Bühne zu sehen sind oder manchmal gar keine Figuren mehr mitspielen.
Am 9. April setzt das Puppentheater die Reihe der Abenteuergeschichten mit "Odysseus" fort, und für die ganz Kleinen erscheint am 22. Mai das Bilderbuch "Die Geschichte vom kleinen Onkel" auf der Puppenbühne.
Zuvor allerdings, am 20. Mai, gibt es noch eine Koproduktion. Gemeinsam mit dem Schauspielhaus des Theaters Magdeburg inszeniert Jan Jochymski das Gegenwartsstück "Durst" nach einem Roman von Michael Kumpfmüller. Die Erwachsenen – Schauspieler - und die Kinder - Puppen - stehen gleichrangig auf der Bühne.
Über das Figurentheaterfestival im Juni hat der künstlerische Leiter Frank Bernhardt noch nicht viel verraten. Es wird wieder eine Eröffnungsnacht "La Notte" geben, es stünde aber noch nicht fest, wo sie stattfindet.
Der Abschluss der Saison aber steht fest, das Buckauer Hofspektakel hat am 9. Juli Premiere. Hier wird es ein Wiedersehen mit Kay Wuscheks "Ottos Welt oder Wie man Kaiser wird" (2001), ein Beitrag des Puppentheaters zur Otto-Kampagne der Stadt Magdeburg, geben.