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Im Gespräch mit Corinne Hofmann "Äußerlich ist meine Tochter Afrikanerin, die Wilde bin ich"

27.08.2011, 04:30

Eigentlich hatte sie das Thema Afrika für sich abgeschlossen. Dennoch gibt es nun ein neues Buch von Corinne Hofmann, die als "Die weiße Massai" berühmt geworden ist. Birgit Ahlert unterhielt sich mit der Schweizer Autorin über den Grund der Fortsetzung, ihre familiäre Herkunft aus Sachsen-Anhalt und die aktuelle Situation in Afrika.

Volksstimme: Warum haben Sie Ihre Meinung geändert und erneut über eine Reise nach Barsaloi, die Heimat der "weißen Massai", geschrieben?

Corinne Hofmann: Nach den letzten Büchern war ich fest entschlossen, mich auf anderes zu konzentrieren als auf Afrika. Und doch führte der Zufall mich wieder dorthin. Ich las eine Anzeige in der Zeitung: "Wo die Welt noch wild ist: Naturverbundener Abenteuer-Fotograf sucht Autorin/Reisepartnerin mit Mut und Humor…" Wild, Mut und Humor – das hat meine Neugier geweckt. Dass mich der Weg ausgerechnet wieder nach Afrika führen wird, habe ich nicht geahnt.

Volksstimme: Zunächst führte er in die Halbwüste Nigerias, die Sie zu Fuß durchwanderten. Warum? Lieben Sie die Hitze so?

Hofmann: Nun, ich mag es warm, aber es müssen nicht immer 40 Grad sein. Schon gar nicht das ganze Jahr über wie in Afrika. Aber im Wechsel mag ich es schon.

"Die Abenteuerlust habe ich von meinem Magdeburger Vater"

Volksstimme: Im ersten Teil des Buches erzählen Sie über diesen ungewöhnlichen Weg. Dann geht es um die Begegnung Ihrer Tochter mit ihrer afrikanischen Familie …

Hofmann: Beides gehört zusammen. Als ich nach der Rückkehr von meiner Afrikareise erzählt habe, hat sich meine Begeisterung auf meine Tochter übertragen. Sie war neugierig geworden und wollte endlich von sich aus zu ihren Wurzeln reisen.

Volksstimme: Warum sind Sie mit ihr nie zuvor dort gewesen?

Hofmann: Napirai sollte selbst entscheiden, wann sie soweit ist.

Volksstimme: Was war das für ein Gefühl für Sie, mit Ihrer Tochter in Afrika zu sein?

Hofmann: Sehr bewegend. Ich war so happy, dass ich es geschafft habe, über 20 Jahre Kontakt zu halten, bis dieser Tag endlich kommt. Dass meine Tochter ihren Vater, ihre Familie kennenlernen kann.

Volksstimme: Haben Sie in Betracht gezogen, dass Ihre Tochter ebenfalls in Afrika bleiben könnte wie Sie damals?

Hofmann: Nein. Nie. Wissen Sie: Äußerlich ist meine Tochter mehr Afrikanerin als ich, aber innerlich ist sie Schweizerin. Ich bin eher die Wilde, meine Tochter ruhig und geordnet. Ich schlafe gern mal draußen, unter freiem Himmel. Das würde sie nie tun. Die Herzlichkeit der Menschen dort hat ihr aber sehr gefallen.

Volksstimme: Ihre Wurzeln, Frau Hofmann, führen nach Magdeburg. Wie gut kennen Sie die Heimat Ihrer Vorfahren?

Hofmann: Recht gut, meine Großeltern waren Magdeburger, sind in der Stadt begraben. Mein Vater wurde in Magdeburg geboren, hat bis 1957 dort gelebt. Dann ging er in den Westen und wanderte schließlich in die Schweiz aus. Dort haben uns später die Großeltern besucht, als sie mit über 60 Jahren reisen durften. Erst da lernte ich sie kennen. Mein halbes Blut ist deutsch – ich habe auch Verwandtschaft in Dresden und Halle. Es ist für mich auch Spurensuche, wenn ich so oft in Deutschland bin.

Volksstimme: Wie geht es Ihrem Vater heute?

Hofmann: Oh, er ist jetzt 82 Jahre und geht immer noch in die Berge. Ich denk’, meine Abenteuerlust hab ich von ihm. Er ist Weltenbummler gewesen, ist mit dem Schlafsack überall hingereist, ohne die Sprache zu kennen. Er wohnt im Glaruser Land, wo er mit der Mama ein Haus gebaut hat, auf dem Berg, im Wald. Dort bin ich aufgewachsen. Ich war immer die Wilde vom Berg.

Volksstimme: Haben Sie, wenn Sie in seiner Geburtsstadt waren, sich dort auch umgesehen?

Hofmann:Natürlich. Ich war mehrmals schon in Magdeburg und gehe jedes Mal durch die Stadt. Das brauche ich auch zum Einstimmen. Dann schlendere ich über den Markt oder gehe in eine Kirche.

Volksstimme: Sie haben bereits in verschiedenen TV-Talk-Shows über Ihre Reisen erzählt. Warum sollten die Leute nun noch in Ihre Lesungen gehen?

Hofmann: Weil das ganz anders wird. Erst recht dieses Mal. Ich werde natürlich wieder viel erzählen, wer zu mir kommt, weiß das. Aber es wird auch viele bisher unveröffentlichte Bilder geben und Filme. Mehr Multimediashow als Lesung. Ich entführe die Menschen nach Afrika.

Volksstimme: In Teilen Afrikas ist die Situation derzeit dramatisch, die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten …

Hofmann: Das geht mir sehr unter die Haut, tut mir im Herzen weh. Ich weiß, wie dramatisch es ist, wenn es nichts mehr gibt, kenne die dicken Hungerbäuche und habe erlebt, wie Kühe tot umfallen. Die Dürre schmeißt alles aus den Fugen.

Volksstimme: Aus Ihrer Erfahrung: Wie kann man helfen?

Hofmann: Am besten durch Spenden. Das geht schnell und ist unkompliziert. Die Helfer kaufen vor Ort, was benötigt wird, Lebensmittel, Medikamente. Sie kennen sich aus und vieles ist günstiger dort.

www.afrikameinepassion.de